Drei Menschen – drei Schicksale

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herbstrose Avatar

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Auf dem Züricher Hauptbahnhof begegnen sich im Jahre 1924 drei Menschen, ihre Blicke kreuzen sich, dann verlieren sie sich wieder. Das Mädchen Laura d’Oriano, das einmal Sängerin werden will, ist mit ihrer Familie im Orientexpress nach Paris unterwegs. Ein junger Mann, Felix Bloch, sitzt auf einer Laderampe und denkt über seine Zukunft nach. Er wird in Kürze sein Studium in Maschinenbau an der ETH Zürich beginnen. Im Schnellzug nach Genf sitzt der Kunstmaler Emile Gilliéron. Er kommt aus Griechenland und will am Genfer See die Asche seines verstorbenen Vaters in heimatlicher Erde bestatten.

Jeder unserer Protagonisten hat seine Träume und Wünsche, doch keiner kann sie letztendlich verwirklichen. Emile, der gerne ein Künstler wäre, tritt in die Fußstapfen seines Vaters und wird wie dieser ein bekannter Restaurator, der auch vor Fälschungen antiker griechischer Artefakte nicht zurückschreckt. Laura träumt von einer Karriere als begnadete Sängerin, bringt es aber nur zu Auftritten in drittklassigen Nachtclubs und endet schließlich als Spionin. Felix, der hochbegabte Sohn einer jüdischen Familie, studiert nach einem abgebrochenen Maschinenbau-Studium zunächst Physik und macht im Alter von 23 Jahren seinen Doktor in Quantenmechanik. Er geht später in die USA und ist, obwohl er immer etwas Friedliches machen wollte, dort maßgeblich am Bau der Atombombe beteiligt.

Mit dem Roman „Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer“ ist Alex Capus wieder ein großartiges Werk gelungen. Eine interessante Mischung aus drei Biographien, Zeitgeschichte und Fiktion erwartet den Leser, fesselnd geschrieben und exakt recherchiert. Der Autor versteht es großartig, Menschen zu beschreiben und mit liebenswerten Eigenschaften auszustatten. Die Geschichte mit ihren vielen Facetten ist sprachlich sehr gut erzählt, kommt aber meiner Meinung nach an das hohe Niveau anderer Romane von Capus nicht ganz heran.