Drei prägnante Biographien

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mojoh Avatar

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Capus erzählt viel mehr als die Lebensläufe von Felix Bloch, Emile Gilliéron und Laura d’Oriano. Er haucht den Figuren wirklich Leben ein und geht über die geschichtlich fundierten Fakten weit hinaus. Er beschreibt ungewöhnliche Lebenswege, Zufälle, die lebensprägend werden und starke Persönlichkeiten. Allein die Zusammenstellung der drei Hauptdarsteller verspricht spannende Lesestunden. Abwechselnd begleitet er die drei, beginnt bei ihren Wurzeln, wer ihre Eltern waren und versucht anhand der Figuren zu er- und begründen, warum siezu genau den Menschen geworden sind, die sie waren. Die Verbindung der fiktiven Begegnung am Züricher Bahnhof ist der Ausgangspunkt, von dem aus Capus sanft die Fäden der verschiedenen Wege seiner Figuren spinnt. Am Ende hat der Leser das Gefühl, alle drei auf eine sehr persönliche, fast intime Art zu kennen. Doch haben die drei mehr gemeinsam, als nur die einleitende fiktive Begegnung: Sie haben einen Traum, eine Berufung, ein Talent das in ihrem Leben eine bedeutende Rolle spielt. Auf den ersten Blick sind die Lebenswege äußerst unterschiedlich, mal geradeaus, mal auf verschlungenen Wegen aber immer sind sie von einer inneren Einstellung geleitet, die sich wie ein roter Faden durch alle drei Leben zieht.
Dies war mein erstes Buch von Alex Capus und ich kann nachvollziehen, warum sein Erzählstil „faktentreues Träumen“ genannt wird. Er schafft die Gradwanderung zwischen nüchternem Erzählen und phantasievollem und vor allem wortgewandten Formulierungen der Gedankenwelten seiner Protagonisten. Da, wo die exakte und gründliche Recherche von Capus leere Flecken aufweist, hält er es mit Emile Gilliéron: Er erfindet auf wundervolle Weise „Fakten“ wie sie durchaus vorstellbar gewesen wären und wie sie ins Gesamtbild der entsprechenden Persönlichkeit passen.