Eher Biografie als Roman

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Von

Der Fälscher: Restaurator Emile Gilliéron (1885 bis 1939).
Die Spionin: Tänzerin und Sängerin Laura d'Oriano (1911 bis 1943).
Der Bombenbauer: Atomphysiker Felix Bloch (1905 bis 1983).

Es sind keine fiktiven Leben, die Alex Capus in diesem Roman beleuchtet, sondern das Leben dieser drei Menschen, die sich in den Vorwehen und während des Zweiten Weltkrieges ereigneten. Immer abwechselnd taucht Capus hierbei in ihre Lebenswege ein, überbrückt Recherchelücken mit eigenen Vermutungen und erfindet hier und da auch etwas hinzu. Verbunden miteinander sind die drei Biografien außerhalb Ihres zeitgeschichtlichen Rahmens jedoch nicht.
Meinung
Eigentlich handelt es sich nicht um einen Roman, den Alex Capus hier geschrieben hat, sondern eher um die mit ein wenig Fiktion angereicherten Kurzbiografien dreier Menschen, die auch aus metaphorischer Perspektive eigentlich kaum etwas miteinander zu tun haben. Sicherlich sind ihre Geschichten gekonnt erzählt, mal bildhaft, mal eher dokumentarisch, mal detailreich, mal zusammengefasst. Dabei bleibt jedoch alles relativ emotionslos und wirkt etwas träge, vor allem da die eigentlichen Tätigkeiten, auf die der Titel hinweist, innerhalb des Romans erst relativ spät an Bedeutung gewinnen. So beginnt Capus beispielsweise Emile Gilliérons Lebensbericht mit seinem Vater und schwenkt erst nach etwa der Häkfte des Buches zu seinem eigentlichen Protagonisten, der, wie an den Lebensdaten ersichtlich, auch noch als Erster stirbt und charakterlich am wenigsten fassbar wird. Ebenso bleibt Lauras Suche nach Glück eher vage, nur ein Fragment, dem die Seele fehlt.
Sicherlich ist es schwierig, drei Lebenswege so realitätsnah wie möglich zu fiktionalisieren und dabei dennoch authentische, greifbare Persönlichkeiten entstehen zu lassen, die dem Leser irgendwie nah sind. So ist es zwar interessant, ihnen zu folgen, doch wirklich lebendig werden die Figuren nicht. Dafür ist der Erzählton häufig auch zu sachlich, zu distanziert. Immerhin gelingt es Capus auf diese Weise, schwierige Aspekte ihrer Biografien ohne Wertung nachzuzeichnen, sie für sich selbst sprechen zu lassen.
Trotz dieser Kritikpunkte gelingt es Capus jedoch, wie auch in seinen anderen Büchern, Zeitgeschichte wie nebenbei einzufügen und sie dennoch als spannenden Hintergrund zu nutzen.

Liest man den Roman als drei eigentlich unabhängige Kurzbiografien, bietet er einen interessanten Einblick in das Leben dreier Menschen, die ein Ziel erreichten, das ihnen gar nicht vorschwebte und das vielleicht auch ein bisschen an dem vorbeiging, was sie eigentlich erreichen wollten. Als Roman fehlen den Geschichten allerdings die Zusammenhänge und die emotionale Tiefe. Interessant zu lesen, aber irgendwie auch ein wenig enttäuschend.