Historisches Stückwerk

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
hurmelchen Avatar

Von

"Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer", diesen reißerischen Titel hat Alex Capus seinem neuen Roman gegeben.
Und schon dieser Titel führt den Leser in die Irre, genau, wie die Bezeichnung "Roman".
Alex Capus ist bekannt für seine Doku - Fiktion, gern nimmt er sich eine historische Begebenheit, oder die Biographie einer Person, und baut eine Geschichte daraus. Im neuesten Fall handelt es sich um den Nobelpreisträger für Physik, Felix Bloch, den Kunstfälscher Emile Gillieron, und die Spionin Laura d'Oriano.
Allen drei ist gemein, dass sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts ihren Platz in der Welt suchen, ihre Träume nicht verwirklichen können, und aus der Schweiz kommen, bzw.dort gelebt haben.
Das Leben der drei Protagonisten wird chronologisch wiedergegeben, wobei es bei der Figur Emile Gillieron einen Bruch gibt, wird doch das Leben seines Vaters, der denselben Namen trägt, viel ausführlicher geschildert.
Spektakulär ist das alles nicht, zudem in einem Stil geschrieben, der zwar elegant daherkommt, mit der Zeit aber recht eintönig und komplett emotionslos erscheint.
Um die Handlungsstränge irgendwie zu verknüpfen, bedient sich Capus eines literarischen Tricks. S kommentiert seine Erzählstimme, was hätte sein können, wo die Drei sich hätten über den Weg laufen können. Der Ort dieses fiktiven Schnittpunktes ist immer Zürich.
Alles an diesem Roman ist Hypothese und alles bleibt an der Oberfläche. Felix Bloch, der Pazifist in Jugendjahren, gehört zu den Erfindern der tödlichsten Waffe, die die Menschheit kennt- die Atombombe.
Zwar beendet er seine Arbeit daran, als er es mit seinem Gewissen nicht mehr vereinbaren kann, aber die inneren Kämpfe der Figur fehlen mir hier. Ebenso Laura d'Orianos Entscheidung, z.B. ihre Kinder zu verlassen, oder, in ihrer Eigenschaft als Spionin, jungen Soldaten den Tod zu bringen, wird niemals psychologisch ausgeleuchtet.
Das ist zu wenig, zu dünn. So stellt sich Capus auf eine Stufe mit Emile Gillieron. Wie dieser den angeblichen Palast des König Minos mit Ausmalungen nachstellte, schreibt Alex Capus einen Roman, der gar keiner ist, und sich nur auf historisches Stückwerk bezieht.