Wieder ein echter Capus

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yellowdog Avatar

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Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer ist ein merkwürdiger Titel, der aber klein Spannung erzeugt und der allmählich klarer wird.
Alex Capus beschreibt das Leben dreier Menschen, beginnend in den zwanziger Jahren.
Die drei sind von Herkunft und Neigung sehr verschieden, es gibt sogar eine Erzählstruktur mit zeitlich versetzten Handlungssträngen, die ich sehr geschickt gemacht empfinde.
Aber nicht nur deswegen ist der Roman äußerst komplex. Capus nutzt einen quasi dokumentarischen Erzählstil. Er hat anscheinend akribisch recherchiert und daher auch viel Beschreibungen im Detail enthalten. An manchen Stellen zu detailliert für meinen Geschmack, aber noch im zulässigen Bereich. Außerdem wird das in seiner Gesamtheit dann umso glaubwürdiger und nachvollziehbar. Dazu gehört auch das ein Gefühl für die verschiedenen Orte zu unterschiedlichen Zeiten und den jeweiligen politischen Strömungen vermittelt wird.
Warum es gerade diese 3 Personen werden, über die Capus erzählt, wurde mir nicht ganz klar. Ich finde es jedoch bemerkenswert, dass er allen drei Gerecht wird und jedem die gleiche Aufmerksamkeit widmet. So verschieden ihr Leben auch verläuft, ist doch jeder wichtig und wertvoll. Zugegebenermaßen interessierte mich das Leben des Nobelpreisträgers Felix Bloch am meisten. Seine Bedeutung ist nicht zu unterschätzen.
Laura hat mir mit ihrer individuellen Art auch sehr gut gefallen. Nur zu der Persönlichkeit des Malers hatte ich nicht sofort Zugang gefunden, interessiert hat mich sein Leben aber auch.
Capus bleibt seinen gewählten Erzählstil das komplette Buch durch treu.
Der Roman und sein Konzept ist gelungen. Zwar schafft er es nicht ganz an meine favorisierten Capus-Romane Eine Frage der Zeit und Leon & Louise heran, aber 4,5 von 5 Sternen sind gesichert.