Durch Kallmanns Augen...

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Leon Berger, ein Lehrer, kommt mehr oder weniger durch Zufall an die Bergtunaschule, da er auf einer Stockholmer Doktorparty die dort Angestellte Mittvierzigerin Ludmilla kennen lernte, die von einer freien Stelle berichtete. Nachdem Berger selbst Frau und Tochter durch ein Fährunglück vor Sansibar verlor, ist dem Studienrat eigentlich alles egal und er bewirbt sich aus Stockholm weg.
Erzählt wird die Geschichte (typisch für Nesser) aus mehreren Perspektiven. Da ist Ludmilla, die Leon angeworben hat, doch an ihre Schule zu kommen und die nie ernsthaft mit seiner Zusage gerechnet hätte, zudem die Schülerin Andrea Wester, die keine Lust auf den Kretaurlaub mit ihrer Familie hat und lieber mit ihrem neuen Freund Ivan abhängen würde, Igor, ein Kollege, der die letzten 30 Berufsjahre an der Bergtunaschule verbracht hat und Leon, der nun als Neuling in der schwedischen Provinz zu diesen Figuren hinzustößt. Er muss erfahren, dass sein „Vorgänger im Dienst“ Eugen Kallmann auf rätselhafte Weise ums Leben kam. Was steckt dahinter?

Alle Protagonisten scheinen „Schiffbrüchige des Lebens“ zu sein wie Nesser es wieder einmal sprachlich und inhaltlisch gekonnt beschreibt, alle sind sie am Leben gescheitert oder enttäuscht worden, denn „lade den Tod nicht ein, er kommt auch so“.

Wieder einmal spielt Nessers einer Romanstrang im August 1995 und ein zweiter wohl, wie für ihn bezeichnend, zeitversetzt. Dies macht die Lektüre seiner Bücher für den Leser sehr spannend und aktuell, da Nessers Romane meist weit über das Genre des Kriminalromans hinausreichen und weniger die Tat beschreiben, als die oftmals unglücklichen und schicksalhaften Umstände schildern, die letztendlich zu dieser führten. Als ehemaligen Lehrer lässt Nesser dieser Berufsstand scheinbar nicht los, oftmals kommen sie in seinen Romanen vor. Da ich seine Bücher alle gelesen habe, würde mich auch dieses brennend interessieren.