Kein Krimi im herkömmlichen Sinn, aber lesenwert!

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Der Lehrer Leon Berger ist am absoluten Tiefpunkt, als er einer früheren Studienkollegin begegnet. Ehefrau und Tochter hat Berger vor einigen Monaten bei einem Fährunglück verloren. Eher aus Mitleid erzählt Ludmilla ihm von einer freien Stelle an ihrer Schule in K., rechnet aber nicht ernsthaft mit seinem Kommen. Doch Berger entscheidet sich für den Neuanfang, ihn hält nichts mehr in der Großstadt.

Sein Vorgänger Kallmann war ein nicht unumstrittener, aber beliebter Lehrer, der bei einem Treppensturz ums Leben kam. Die Ermittlungen wurden eingestellt, obwohl die Umstände nie so richtig geklärt werden konnten. Als Berger Kallmanns Tagebücher findet, kann er an einen Unfall nicht mehr glauben. Doch Berger ist nicht der Einzige, den Kallmanns Tod nicht loslässt. Da sind ein paar Kollegen und auch Schüler, die den Fall nicht auf sich beruhen lassen wollen.

Sprachlich auf gewohnt hohem Niveau und ebenso langsamem Tempo - so kann man auch diesen Roman von Hakan Nesser beschreiben. Seine Protagonisten lässt er abwechselnd die Geschehnisse in der Ich-Form erzählen, so dass man als Leser durchaus mühsam die einzelnen Teile zusammenfügen muss, um am Ende ein komplettes Puzzle vor sich zu haben. Eine direkte Interaktion findet zunächst nicht statt. Wie immer bei Nesser finde ich die Charakterisierungen überwiegend sehr gelungen und kann mir Orte und Personen gut vorstellen.

Auch der aktuelle Bezug und die sozialkritischen Anteile, die so gar nicht zum gemütlichen Bild von Schweden passen wollen, können überzeugen. Lediglich im Mittelteil hat der Roman dann doch einige Längen.

Kein Krimi im herkömmlichen Sinn, aber ein sehr gut geschriebener Roman , der sich eher an literarisch interessierte Leser richtet. Mit kleinen Abstrichen empfehlenswert!