Kein neuer Holmes

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sofie Avatar

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Na ja, ein neuer Sherlock Holmes Roman ist es auf jeden Fall nicht. Das hat ja auch niemand behauptet. Der Klappentext sagt „ Der große Gegenspieler von Sherlock Holmes in einem packenden Roman!“ und das trifft es schon eher. So ist hier der Erzähler auch nicht Dr. Watson, der hatte ja im letzten Roman von Anthony Horowitz sozusagen sein finales Stück präsentiert. Sondern es ist Frederick Chase, ein Amerikaner, der für die Pinkerton Agentur arbeitet und den seine Jagd nach Clarence Devereux nach Europa führt. Angeblich wollten Devereux und Professor Moriarty zusammenarbeiten. Und so arbeiten dann auch Frederick Chase und Athelney Jones von Scotland Yard zusammen.
Anthony Horowitz findet hier einen cleveren Weg, um einen Roman in der Welt von Holmes zu schreiben ohne Holmes selbst zur Hauptfigur zu machen. Die Geschichte ist sehr spannend und ein Ereignis jagt das nächste. Unsere beiden Helden Jones und Chase haben mir gut gefallen, besonders Jones ist irgendwie eine tragische Figur, wie er versucht seinem Vorbild Holmes nachzueifern und dabei Chase zu seinem Watson zu machen. Was mir ein bisschen gefehlt hat, war der Witz und Charme des Vorgängerbuchs. Es wird doch sehr viel Action reingepackt, Explosionen und Schießereien prägen das Geschehen. Da hätte ich mir einen etwas ruhigeren Stil mit mehr Ermittlungsarbeiten gewünscht. Zwischendrin gab es auch ein paar Längen, aber die macht das furiose Ende dann wieder wett.
Insgesamt also ein spannender und gut geschriebener, sehr englischer Krimi mit sympathischen Protagonisten. Für ein paar Längen und ein bisschen zu viel Action für meinen Geschmack ziehe ich einen Stern ab. Und jetzt bin ich gespannt, wie und ob es Horowitz schafft, hier noch einen Nachfolger zu schreiben.