Sherlocks Nachfolger

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marapaya Avatar

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Vielleicht sollte ich doch mal den Original-Sherlock-Holmes von Sir Arthur Canon Doyle lesen. Die vielen unterschiedlichen Verfilmungen der letzten 30 Jahre kenne ich, aber am Doyle bin ich bisher immer vorbei geschlichen. Damit fällt ein Direktvergleich zwischen Horowitz und Doyle nämlich flach. Da der Fall Moriarty aber eigentlich gar nicht von Sherlock Holmes handelt, sollte mir eine Rezension auch nicht schwer fallen. Der schöne Einband des Insel-Buches machte auch richtig Lust auf die Detektivgeschichte, dennoch kam ich in der Lektüre recht stockend voran und schiebe das Schreiben der Rezension nun schon seit zwei Wochen vor mir her.
Sherlock Holmes und Professor Moriarty sind gerade in den Reichenbachfällen ums Leben gekommen. In London treibt eine fiese New Yorker Gang ihr Unwesen und krempelt die gesamte kriminelle Szene um. Der Tod von Holmes und Moriarty hat ein Machtvakuum hinterlassen und einzig Scotland Yard steht den finsteren Gestalten noch im Weg. Der Ich-Erzähler ist ein amerikanischer Detektiv aus New York, der sich bestens mit den bösen Jungs auskennt. Zusammen mit Athelny Jones von Scotland Yard spürt der New Yorker Frederick Chase die Fieslinge nach und nach auf, immer auf der Suche nach ihrem Anführer, den gesichtslosen, geheimnisvollen Strippenzieher Clarence Devereaux. Inspektor Jones erweist sich bei den Ermittlungen eines Sherlock Holmes fast ebenbürtig und Detektiv Chase zeigt sich sehr beeindruckt. Dennoch scheinen sie immer einen Schritt zu langsam zu sein, irgendjemand übt seine mörderische Rache an den Ganoven aus, bevor die Detektive diesen etwas auf den offiziellen Wegen nachweisen können. Schließlich richtet sich der gesamte Ärger der Bösen auf den Mann von Scotland Yard, seine Familie gerät ins Visir und die kleine Tochter von Jones wird entführt. Können Jones und Chase den geheimnisvollen Clarence Devereaux endlich enttarnen und unschädlich machen? Und welche Rolle spielt Professor Moriarty in dem ganzen Spiel?
Horowitz ahmt den Erzählstil der Londoner Detektivgeschichten des 19. Jahrhunderts nach und will so den Leser in die Zeit des Sherlock Holmes versetzen. Ausschweifende Erklärungen simpler Entdeckungen und steife Dialoge sind das Ergebnis, welches mich nicht hundertprozentig überzeugen konnte. Dank einiger Wendungen und Fallstricke sinkt die Spannung nicht gänzlich zu Boden und sorgt am Ende für einen netten Überraschungseffekt. Dennoch fiel es mir schwer, mich auf die Hauptfiguren und die Handlung einzulassen. Ich werde nun definitiv erst einmal zu Conan Doyle greifen und mir vom echten Sherlock Holmes ein eigenes Bild machen.