Das hat Spaß gemacht

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
seffe64 Avatar

Von

Ich lese ja echt gerne Bücher aus anderen Epochen und hier kamen gleich mehrere Faktoren zusammen, warum das Buch mich begeisterte. Kurz zusammengefasst: Wilhelm Freiherr von Gryszinski, ein preußischer Reservehauptmann und Kriminalbeamter, zieht von Preußen nach Bayern, um als Sonderermittler für die Königlich Bayerische Polizeidirektion tätig zu werden. Er wurde angefordert, weil er durch Hans Groß in Graz auf dem neuen Gebiet der Kriminalistik ausgebildet wurde und in Bayern das noch ein vollkommen unbekanntes Feld ist. In München schlägt er sich zunächst mit Bagatellfällen herum, bevor dann endlich der erste Mordfall sein Können auf die Probe stellt. Wie es der Zufall will, spielen dann auch gleich wieder die Preußen eine große Rolle und er muss gleichzeitig als als bayerischer Ermittler und als preußischer Spion tätig sein. Letztendlich steht er dann vor dem Dilemma preußische Tugenden hochzuhalten und dafür vom preußischen Staat verstoßen zu werden oder zu betrügen und befördert zu werden....nicht einfach, das Ganze.
Was mir hier besonders gefällt sind die Anfänge der Kriminalistik. Die ersten Begegnungen mit der Daktyloskopie, Kameras auf 3 Meter hohen Stativen, Fußabdrücke, Tatortkoffer, das ist wirklich interessant, vor allem, wenn man kurz zuvor wieder ein Buch mit Rizzoli und Isles gelesen hat und sieht, was heutzutage die Kriminaltechnik hergibt.
Besonders gefällt mir der Schreibstil. Alleine die Beschreibung, wie der preußisch-bayerische Ermittler eine Bratensemmel isst, das ist schon richtig toll gemacht und man würde am liebsten selbst auf dem Viktualienmarkt nach solch einer Semmel anstehen. Und Gryszinski selbst ist ganz außergewöhnlich, weil er so gewöhnlich ist. Er hat seine Marotten, lässt des öfteren mal Verdächtige erwischen (eigentlich ständig), liebt seine Familie heiß udn innig und merkt schnell, dass das Leben in München ihm eigentlich mehr behagt als das Preußentum...und ganz en passant schießt er in einem Duell seinem Kontrahenten das halbe Ohr weg und hat selbst keine Ahnung, wie das denn wohl passiert ist. Einfah ein liebenswerter Kerl