Ein Ermittler – 2 Fälle

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friesendeern Avatar

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Das Buch spielt in München (und ein klein wenig auch in Berlin) um die Jahrhundertwerde. 1893 wurde der Kriminalisten Wilhelm Freiherr von Gryszinski von Berlin nach München versetzt, um dort als Sonderermittler für die Königlich Bayerische Polizeidirektion tätig zu werden. Sein erster richtiger Fall hat es auch gleich in sich. Ein bekannter Bierbeschauer wird erschossen in den Wiesen der Isar gefunden, daneben der Abdruck eines Elefantenfußes mit nur 3 Zehen. Wie sich herausstellt, hat es Gryszinski gleich mit 2 Fällen zu tun – zum einem der tote Bierbeschauer und mit dem Landsmann Eduard Lemke. Dieser hat es zu großem Reichtum gebracht und behindert die Ermittlungen, um zu verhindern, dass sein großes Geheimnis ans Licht kommt.
Die Stimmung im herbstlichen München des Jahres 1894 finde ich sehr gut eingefangen. Man begibt sich mit Gryszinski auf Spaziergänge durch München und sieht vor seinem inneren Auge, wie damals alles ausgesehen haben müsste. Zudem finde ich sehr gut, dass im Buchdeckel eine Landkarte von München mit den Spielorten abgebildet ist. So konnte ich mir die Örtlichkeiten noch besser vorstellen. Zudem lernt der Leser viele lokale Gerichte kennen, denn Gryszinski ist ein wahrer Feinschmecker, welcher am Besten beim Essen denken kann (bei der Beschreibung der Köstlichkeiten, lief mir das Wasser im Mund zusammen).
Die Kriminalistik steckte damals noch in den Kinderschuhen. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat aus einem (fiktiven) Fachbuch von Gryszinski Lehrmeister Hans Groß. Am Anfang des Buches wird viel wert daraufgelegt, dass Gryszinski ein Fachmann der Kriminalistik ist und dass diese zur Aufklärung der Tat genutzt werden soll. Leider spielt am Ende des Buches dies nicht mehr so eine große Rolle. Zudem heißt es am Anfang, dass es nur einen Elefantenfußabdruck gab, aber beim Geständnis kam heraus, dass der Täter mehrere Abdrücke hinterlassen hat.
Der Schreibtstil wurde an die damalige Sprache und Orthografie angepasst – was einerseits gut zum Setting passt, aber anderseits das Buch teilweise recht zäh zu lesen lässt.
Im großen und ganzen ein recht interessanter Krimi mit kleinen Mängeln.