Ein Preuße in München - spannend

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frieda lorenzo Avatar

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Der Kriminalroman beginnt mit einer ausführlichen Schilderung des Münchens im Jahr 1894. Hauptmann Gryszinski (ein Preuße, der erst seit einem Jahr in München lebt), ist auf dem Weg zur Arbeit, seinem Kommissariat. Plötzlich bekommt er seinen ersten Mordfall und endlich kann auch sein geliebtes Tatortköfferchen zum Einsatz kommen. Bei der Suche nach Spuren, die den Täter überführen können, werden die Methoden der frühen Kriminalistik sehr detailliert beschrieben. Doch findet der Hauptmann nicht nur eine Leiche sondern auch einen komischen, aber interessanten Fussabdruck vor. Der Mord geschieht schon sehr früh im Roman, wird aber eher seicht und ohne übertriebene Brutalität dargestellt. Ausführlicher dagegen wird die Münchner Gesellschaft und der Standesdünkel beschrieben. Der Krimi ist in alter Sprache geschrieben, an die man sich beim Lesen erstmal gewöhnen muss. Man fühlt sich gleich in vergangene Zeiten versetzt und kann sich die Innenstadt Münchens sehr gut vorstellen. Der historische Hintergrund ist sehr gut recherchiert, die bildhaften Beschreibungen, die einfachen Ermittlungsmethoden und die vielen verschiedenen Charaktere machen das Buch zu etwas Besonderem. Mit Preußen und Bayern prallen zwei Welten aufeinander. Einerseits die preußische Zurückhaltung, Fleiß und Pünktlichkeit. Andererseits die bayerische Gemütlichkeit, gutes Essen und Bier. In diesen beiden "Welten" lebt Hauptmann Gryszinski und gerät immer wieder in innere Konflikte. Gerne würde ich weitere Fälle des preußischen Hauptmanns in München lesen.