Große Spannung in München

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biancaneve_66 Avatar

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Die moderne Zeit erobert Ende des 19. Jahrhunderts auch die Großstadt München. Straßenbahnen werden elektrifiziert, Baustellen für neue Mietwohnungen entstehen und die Anzahl der Automobile steigt – genauso, wie auch die Kriminalität steigt. Und zur Bekämpfung derselben kommt der Protagonist des Romans ins Spiel: der junge, ambitionierte Jurist Hauptmann Wilhelm Freiherr von Gryszinski, der als Preuße das Königlich Bayerische Gendarmeriekorps vertritt. Zuständig für Mordfälle gibt es für dieses Korps aber noch wenig zu tun. Bis eines Tages die Leiche eines Mannes in einem Münchner Park gefunden wird.
Das schlichte, goldfarbene Cover zeigt den Scherenschnitt eines männlichen Brustbildes mit Hut, die Kleidung zeigt einen belebten Platz in Münchens Innenstadt. Sehr praktisch ist der Stadtplan im Buchdeckel, so kann sich der Leser recht gut in den verschiedenen Stadtteilen zurechtfinden.
Jedes Kapitel wird durch ein passendes Zitat aus einem kriminalistischen Handbuch eingeleitet, und macht dadurch neugierig auf den weiteren Verlauf der Geschichte. Informationen über den damaligen Stand der Kriminalistik und Psychologie fließen ebenso ein wie Einblicke in die literarischen und kulinarischen Höhepunkte jener Zeit. Sehr geschickt gibt Seeburg gerade so viel preis, wie der Leser wissen sollte und dieser kann so wunderbar in der Geschichte versinken. Der Sprachstil versetzt einen in die damalige Zeit, dennoch ist hier nichts gekünstelt, nichts übertrüben. Der Autorin gelingt hier ein wirklich authentisches und unbedingt lesenswerter Roman.
Der Roman zeigt nicht einfach nur die Aufklärung eines Verbrechens auf. Die Autorin legt sehr viel Wert auf die genaue Beschreibung der Charaktere und deren soziale- wie auch geografische - Herkunft. Gryszinski ist nicht der einzige Preuße in dieser Geschichte. Bleibt die Frage: wer ist nun „der falsche Preuße“?