Historische Ermittlungsarbeit

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meggie3 Avatar

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In München wird ein Toter in einem Federmantel gefunden, der offensichtlich ermordet wurde. Der preußische Reserveoffizier Gryszinski, der seit einigen Monaten als kriminalistischer Ermittler in München ist, beginnt zu ermitteln. Schon die Identifizierung des Opfers stellt ihn und seine Kollegen vor Herausforderungen. Neben den Ermittlungen ist der Freiherr von Gryszinski noch dabei, sich mit seiner belesenen Frau und dem kleinen Sohn in München einzugewöhnen.

„Der falsche Preuße“ ist ein eher gemächlicher Krimi, der klassische Ermittlerarbeit beschreibt. Die Besonderheit ist, dass der Roman Ende des 19. Jahrhunderts spielt und die Ermittlungsarbeit entsprechend anders verläuft als in Krimis, die in der heutigen Zeit zu verorten sind. Besonders interessant sind die Gedanken des Protagonisten bezüglich des voranschreitenden technischen Fortschritts. Die Kriminalistik steckt noch in den Kinderschuhen, Gryszinski selbst hat von dem Pionier der Kriminalistik beziehungsweise Forensik gelernt. Es wurde auch der Konflikt zwischen Fortschritt und Gewohntem deutlich. Bestimmte Methoden der Ermittlungsarbeit haben mich überrascht, zum Beispiel die Vermessung von Ohren und Fingern bevor es den Abgleich von Fingerabdrücken gab.
Die Charaktere sind mehrdimensional und authentisch beschrieben. Besonders anschaulich sind die Beschreibungen der bayerischen Speisen und auch von den Gepflogenheiten zu jener Zeit in der Region lässt sich ein Eindruck gewinnen. Spannend war für mich auch das Spannungsfeld zwischen Preußen und Bayern und das politische und strategische Handeln und Denken der Protagonisten, das doch immer wieder auch im Alltag eine nicht zu unterschätzende Rolle eingenommen hat.

„Der falsche Preuße“ ist ein eher ruhiger Roman, der bei mir nicht die ganz große Spannung erzeugt, mich aber dennoch durch die Charaktere und historischen Beschreibungen überzeugt hat.