Abenteuer um das Große und das Kleine Glück

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swansea Avatar

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Das Cover ist ansprechend, der Titel eigentlich nicht ganz zutreffend: Es geht weniger um ein Buch als um eine bzw. mehrere Karten....
In der ersten Buchhälfte ist der Leser mit Jana und Conrad auf der Reise ins sagenumwobene El Dorado, da Jana eine Karte von ihrem Vater geerbt hat und wissen möchte, was es mit dieser Karte, die die Lage eines großen Schatzes beinhalten soll, auf sich hat...
Die beiden erleben jede Menge Abenteuer und die Autorin schreibt stilistisch spannend und bildhaft, detailliert, was die beiden auf ihren Reisen zu Lande und zu Wasser alles erleben... Anno 1618 ein wirklich abenteuerliches Unterfangen, nach Südamerika zu reisen, um einen Schatz zu finden. Jana ist Apothekerin, Conrad ist Arzt - dies ist auf ihrem beschwerlichen Weg immer wieder hilfreich, um zu überleben. Die Autorin hat die Länder Kolumbien und Venezuala sehr detailliert und kundig beschrieben, was mir sehr gefiel. Auch inhaltlich kommen immer wieder Werte zum Tragen, die Menschen in allen Jahrhunderten auch in Konflikten oder in negativen Situationen bei ihrem Handeln beeinflussen. Der Piraterie wurde ein länger als geplantes Kapitel gewidmet und aufgezeigt, wie die Piraten selbst miteinander umgingen: Der Ehrenkodex bedeutete noch etwas - Beute wurde ehrlich geteilt und es gab auch bei den "Gesetzlosen" auf den Meeren durchaus Gesetze! Auch wurde dem Leser klar, dass die Piraten selbst oft ein schlechtes Los hatten: Frühere Sklaven und unterdrückte Menschen, die endlich als freie Männer agieren konnten. Dieses Kapitel hat mir gut gefallen und war wirklich interessant zu lesen. Die zweite Hälfte des Buches jedoch konnte mich inhaltlich nicht ganz überzeugen: Der Selbstmord des Jesuiten war für mich nicht recht nachvollziehbar (trotz des dramatischen Hintergrundes, der ihn dazu trieb), es wirkte etwas unrealistisch und auch der Schluss selbst konstruiert....
Gefallen hat mir die Figur des Assante am besten: Eine sympathische Romanfigur, die die Fesseln des einstigen unfreien Lebens hinter sich lassen konnte - und Glück hatte, in Tica eine Frau zu finden, die er lieben und mit der er eine Familie gründen konnte!
Insgesamt gefiel mir das Buch, auch die gut beschriebene Kritik an der katholischen Kirche, den Verbrechen der "Fraternita secreta", die für den Vatikan über Leichen gingen und vieles auf Lug und Betrug gründete, die Kirchenväter sich jedoch gierig bereicherten. Der Roman greift viele Themen auf (Sklaverei, Bruderschaften, Alkoholsucht etc.), ohne jedoch in die Tiefe zu gehen: Ein Abenteuerroman, der durchaus lesenswert ist, sprachlich bildhaft und stilistisch recht anspruchsvoll geschrieben ist, der sich aber in zu vielen Themen und Ereignissen irgendwie erschöpft: Ein Weniger wäre vielleicht MEHR gewesen? Von mir 3,5 von 5 Sternen.