Fesselnder historischer Roman

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matheelfe Avatar

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Wir schreiben das Jahr 1618. Sir Walter Raleigh, der auf seine Hinrichtung wartet, bestellt Richard, seinen Schwiegersohn, zu sich. Er übergibt ihm die Zeichnung einer Schatzkarte und verpflichtet ihm, mit Tom, dem Diener seine Tochter, nach Amerika zu segeln, um den Schatz zu bergen.
Zur gleichen Zeit stechen Jana, eine Apothekerin aus Prag, und ihr Freund Conrad, ein Arzt, von Gran Canaria aus in See. Jana besitzt von ihrem Vater die Originalkarte zu dem Schatz. Conrad ist allerdings an dem Gold nicht interessiert. Er fährt nur Jana zuliebe mit.
Eine dritte Gruppe macht sich auf den Weg. In Lissabon bricht ein Jesuit im Namen des Papstes auf, um die Schatzkarte zu holen. Er wird begleitet von Bonifacio, einem geistig behinderten Jungen.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Dabei hat sie interessante Protagonisten kreiert.
Richard, der junge Engländer, geht nur widerwillig auf die Mission. Er betäubt sich häufig mit Alkohol. Tom, der Diener, verwaltet das Geld. Er ist Julia, Richards Frau, treu ergeben.
Jana hat wegen der Schatzkarte viel verloren. Nun möchte sie wissen, was dahintersteckt. Conrad ist Wissenschaftler aus Leidenschaft. Außerdem ist er ehrlich und steht zu seinen Überzeugungen, selbst wenn ihm das schadet. Natürlich waren meine Sympathien ungleich verteilt. Am meisten beeindruckt hat mich Conrad.
Die Autorin lässt mich als Leser an einer abenteuerlichen Schiffsreise, einer Fahrt auf dem Orinoko und einer Durchquerung von Venezuela und Kolumbien teilnehmen. Die farbenfrohe Beschreibung von Flora und Fauna in Amerika, sowie die Darstellung der Lebensweise der Piraten und der Naturvölker zeugen von einer umfangreichen Recherche.
Der rasante Ablauf der Handlung, der Wechsel der Erzählperspektive zwischen den drei Gruppen und die detailgenaue Schilderung von Land und Leuten haben mich schnell in den Bann gezogen. Das Buch lässt sich zügig lesen. Das Kopfkino funktionierte von Anfang an. Ich habe mir den Protagonisten gelitten und gebangt. Der Autorin hat es ausgezeichnet verstanden, Situationen zu schaffen, die jedem guten Krimi Konkurrenz machen. Dem zukünftigen Leser bleibt es überlassen, in die Feinheiten der Geschichte einzutauchen.
Das Spiel mit Metaphern, die geschickte Wortwahl in den Gesprächen und überraschende Wendungen machen das Lesen zu einem Vergnügen.
Die beigefügte Karte ist als weiteres positives Element hervorzuheben. Im Nachwort geht die Autorin kurz auf wichtige Fakten ein, die die Grundlage für den Roman bildeten.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Das liegt nicht nur an der abwechslungsreichen Handlung, sondern auch daran, dass die Autorin sehr differenziert mit den Eroberern und insbesondere mit den Missionaren umgeht. Selbst die Kultur der Einheimischen wird nicht nur mit ihren positiven Seiten, sondern auch mit ihren Schattenseiten gezeigt. An vielen Stellen ist die Abneigung gegen Sklaverei und ihre Folgen spürbar. Außerdem hat mich das Buch nicht nur gut unterhalten, es hat mir auch eine Menge an Wissen über Land und Leute vermittelt.