Im Regen wird schmutzige Wäsche gewaschen

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thrilltastisch Avatar

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Nach einem Unfall vor 30 Jahren, der ihn versehrt zurück lies, kehrte Callum Haffenden seiner Heimatstadt Granite Creek den Rücken.
Immer wieder verschwinden in diesem kleinen Ort junge Leute, springen durch ein Flüstern im Regenwald angelockt von den Klippen.
Als dieses Mal ein Erwachsener vermisst wird, kehrt Callum zurück, um sich an der Suche zu beteiligen und ein für alle Mal zu klären, was in Granite Creek vor sich geht.
Was genau Callum mit dem jungen Mann zu tun hat und welche Geheimnisse die Bewohner verbergen, das gilt es in "Der flüsternde Abgrund" herauszufinden.
Zu Beginn lernt man erst einmal den Protagonisten und seine alten Verbindungen zum Ort grob kennen.
Callum ist Journalist, weshalb ihm vorgeworfen wird, er sei nur zurückgekehrt, weil er auf eine Story aus sei.
Doch ihn treiben persönliche Gründe an, wegen denen er, sehr zum Missfallen der meisten, in der schmutzigen Wäsche des Örtchens wühlt.
Veronica Lando spricht in ihrem Werk das Problem des Wegsehens in der Gesellschaft an. Dass der Ruf wichtiger ist als Gerechtigkeit, dass man lieber den Mund hält und auf der sicheren Seite ist.
Sie hat ein Händchen dafür, einem eine bildhafte Vorstellung der Situation in den Kopf zu pflanzen. Die intensiven Beschreibungen des Dauerregens und der durchdringenden, schwüle Nässe konnte ich beim Lesen gut nachempfinden. Sie nennt viele spezifische Tier- und vor allem Vogelarten des Regenwaldes beim Namen, die mir leider nichts sagen aber auch nicht den Lesefluss stören, wenn man sich kein Bild davon machen kann.
Callum leidet an einer alten Verletzung, die ihn in seiner Bewegungsfreiheit einschränkt. Die Autorin geht immer wieder darauf ein und bringt einem die Herausforderungen, denen er sich deshalb im Alltag stellen muss, eindringlich näher. Er ist ein Protagonist, den ich grundsätzlich gerne mochte aber ich wunderte mich immer wieder über seine Verbissenheit. Erst im Laufe des Buches versteht man seine Motivation besser, denn die Spannung wird vor allem durch das Zurückhalten von Informationen erzeugt. Einige Dinge weiß Callum bereits, die wir während dem Lesen erst nach und nach serviert bekommen, andere Fakten klären sich durch seine eigenmächtigen Ermittlungen, bis sich am Ende ein rundes Gesamtbild ergibt.
Eigentlich fällt mir kein konkreter Kritikpunkt ein und dennoch fehlte mir das Bedürfnis, dringend weiter lesen zu wollen, andere Bücher interessierten mich mehr. Deshalb möchte ich aber keinen Stern abziehen.
Ich kann euch das Buch empfehlen, wenn ihr gerne die Geheimnisse der Menschen in Büchern aufdeckt und mal Lust habt auf ein etwas anderes Setting!