Das Leben geht weiter

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sabiene Avatar

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Der Roman "Der Frauenchor von Chilbury" spielt im Zeitraum März bis September 1940 in einem kleinen englischen Dorf.
Die Männer sind zum Krieg einberufen und der Vikar möchte den Chor auflösen.
Mit dem Erscheinen von Prim finden die Frauen den Mut, einen reinen Frauenchor zu gründen, gegen die anfänglichen Bedenken einiger.
Der Chor und das Singen geben den Frauen in der schweren Kriegszeit Halt, gleichzeitig ist er das verbindende Element der im Roman auftauchenden Frauen.
Die Autorin läßt dabei jede ihrer Romanfiguren aus ihrer eigenen Perspektive zu Wort kommen, entweder in Form von Tagebucheinträgen, Briefen, Journalen oder auch nur kurzen Notizen, was das Lesevergnügen abwechslungsreich gestaltet.
Es ist spannend zu Lesen, wie sich die einzelnen Figuren durch die wachsende Eigenständigkeit aufgrund des Fehlens der Männer entwickeln. Die vorhandenen Charakterzüge werden ausgeprägter, dabei durchlaufen alle Figuren, selbst die der am Anfang eher unsympathischen Hebamme Edwina eine positive Entwicklung.
Die beiden romantischen Handlungsstränge zwischen Venetia und Mr Slater sowie Mrs Tilling und dem Colonel zeigen wie unterschiedlich sich Beziehungen im Krieg aufgrund der gegebenen Voraussetzungen und Aufgaben der Einzelnen entwickeln, ohne dabei aber die anderen Protagonisten in den Schatten zu stellen, vielmehr ist der Autorin jede einzelne Figur gleich wichtig, was schön zu lesen ist.
Mit der Hochzeit von Mrs Tilling und dem Colonel endet die Erzählung, ohne das ein großartiges Ende erreicht wird, vielmehr handelt es sich gefühlt einfach um einen Abschnitt im Leben aller Figuren.
Schön und glaubhaft ist, daß in dem geschilderten halben Jahr keine der Figuren herbe Verluste hinnehmen mußte, da der Krieg noch relativ weit weg ist, so daß ein entspanntes Lesevergnügen entstanden ist.

Sprachlich hat sich der Roman trotz der ständigen Perspektivwechsel sehr gut lesen lassen, und eine Fortsetzung wäre sehr wünschenswert. Vielleicht mit der Handlung nach dem Krieg angesiedelt.

Das Cover ist ebenfalls sehr gut gelungen, mit dem alten Automobil und der verlassenenen Straße wird die Zeit aufgegriffen, die farbige Gestaltung zeigt dabei, daß die Frauen viel positives in ihrer Zeit erleben und nicht alles düster ist, weil Krieg ist.

Dieser Roman ist durchweg zu empfehlen.