Starke englische Frauen in schwerer Zeit

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hennie Avatar

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„Der Frauenchor von Chilbury“ ist mein erstes Hörbucherlebnis. Und ich muss sagen, ich finde es großartig! Den Sprecherinnen folge ich ausnahmslos gern. Sie lesen mit Ausdruck in der Stimme, modulieren an den m. M.n. richtigen Stellen und machen deutlich, wenn sie jemanden anderes sprechen lassen. Natürlich ist es etwas ungewohnt. Hält man ein Buch in den Händen, kann man gegebenenfalls schnell mal zurückblättern. Kleine Schwierigkeiten bereiteten mir zu Beginn die englischen Namen. Da kann es schon mal die eine oder andere Verwechslung geben. Doch das legte sich bald.

Die Geschichte beginnt am 24. März 1940 und endet am 06. September 1940. In diesem kurzen Zeitraum bewegen sich die Berichte der vier grundverschiedenen Frauen/Mädchen. Da sind die Briefe an die Schwester von der Hebamme Edwina Paltry, und die ebenfalls an die Freundin briefschreibende, 18jährige Venetia Winthrop. Ihre Schwester Kitty, 13 Jahre alt, vertraut ihre Geheimnisse dem Tagebuch an und die Krankenschwester Margret Tilling berichtet in ihrem Journal. Die vier Frauen sind abwechselnd zu hören und treiben so die vorwiegend dramatische Geschichte voran. Jede für sich tut das, um ihre Gedanken zu ordnen, sich über verschiedene Dinge klarzuwerden, Sorgen, Ängste und Bedenken loszuwerden, sich Mut zuzusprechen oder sich zu rechtfertigen.

Alles fängt an mit der Bekanntmachung, dass der Chor von Chilbury mangels Männerstimmen, nach dem letzten Auftritt für die Trauerfeier des ersten Kriegstoten, aufgelöst wird. Die Frauen nehmen die Sache beherzt in die Hand und lassen sich ihren Chor nicht nehmen. Wie durch eine besondere Fügung, trifft im Ort die Musikprofessorin Primrose Trent ein und läßt sich dort nieder. Bald trägt ihre intensive Probenarbeit mit dem Chor die ersten Früchte. Ein wichtiger Gesangswettbewerb konnte gewonnen werden. Die Frauen schöpfen Kraft und Zuversicht und finden zunehmend ihre „eigene Stimme“ in einer schweren Zeit.

Der titelgebende Frauenchor nimmt nur geringfügigen Raum ein in der Erzählung. Das man nur wenige gesungene Passagen (vom Frauenensemble Encantada) hört und darüber auch noch hinweggesprochen wird, ist für mich das einzige Manko an dem Hörbuch. Es reicht jedoch nicht für einen Sterneabzug!
Die handelnden Personen sind durchgängig interessante, aufschlussreiche Menschen und werden aus den unterschiedlichen Sichtweisen hervorragend charakterisiert. Da sind die beiden Schwestern Venetia (gesprochen von Monika Oschek) und Kitty (hervorragend: Jasna Fritzi Bauer), Mrs. Tilling (Elena Wilms) und Edwina Paltry (gewohnt ausdrucksstark: Andrea Sawatzki.) Weitere wichtige Charaktere sind der Vater der Schwestern, der hartherzige Brigadier Winthrop, die Lehrerin Hatty, der junge Mr. Slayter, der Untermieter von Mrs. Tilling, der Colonel, das jüdische Mädchen Sylvie, die herrische Mrs. B. u. v. m.
„Der Frauenchor von Chilbury“ ist eine lebendige, gefühlvolle Geschichte, der es an Spannung und Dramatik an nichts fehlt.

Es war für mich ein großartiges Erlebnis dieses wunderbare Buch zu hören und ich kann es mit bestem Gewissen weiterempfehlen. Ich vergebe fünf von fünf wohltönenden Sternen!