Wer singt, gibt niemals auf

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Der Frauenchor von Chilbury, Hörbuch von Jennifer Ryan, 6 CD, Gesamtlaufzeit 7 Stunden, 46 Minuten. Aus dem Englischen von Andrea O’ Brian, erschienen im Argon Hörbuch-Verlag.

England 1940, der 2. Weltkrieg hat die Insel erreicht. Als immer mehr Männer eingezogen werden, schließt der Pfarrer den Gemeindechor. Das wollen die tapferen Frauen von Chilbury nicht so einfach hinnehmen. Warum nicht den Chor verändern wenn Frauen jetzt auch Männerjobs machen? Als die Musikprofessorin Primrose Trent im Ort unterkommt, gründen sie mit ihrer Hilfe einen reinen Frauenchor, denn sie wollen sich nicht sang- und klanglos ergeben.

Als ich das Hörbuch geschenkt bekam war ich anfangs sehr skeptisch, denn ich hatte noch nie eine Rezension für ein Hörbuch verfasst. Aber je mehr ich von dieser wunderbaren Geschichte hörte, desto mehr war ich begeistert. Der Frauenchor von Chilbury ist ein Roman der unbedingt auditiv wahrgenommen werden sollte. Bei der Lektüre des Buches entgeht dem Leser nämlich der Genuss der herrlichen Stimmen des Frauenensembles Encantada! Bei CD 2 angekommen, auf der das Ave Maria von Schubert erklingt, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Immer wenn und m. M. nach viel zu selten, der schöne Gesang des Frauenensembles erklang, lief mir eine Gänsehaut den Rücken hinunter.
Vier verschiedene Frauen und Mädchen aus Chilbury schildern in Briefen und Tagebucheinträgen die harten Zeiten und die Geschehnisse in der schweren Kriegszeit. Die Vorlesestimmen passen perfekt zu den jeweiligen Figuren, dadurch konnte ich mir die Frauen auch sehr gut vorstellen. Allen voran Edwina Paltry, die mit zwielichtigen Machenschaften in ihrem Beruf als Hebamme, dem Brigadier Winthrop zu einem Erben verhelfen soll, hervorragend gesprochen von Andrea Sawatzki. Viel Freude hatte ich auch beim Zuhören der beiden Schwestern Kitty (gesprochen von Jasna Fritzi Bauer) und Venetia Winthrop (Monika Oschek), die sich nicht immer so gut leiden können wie Schwestern es sollten. Denn Kitty steht manchmal im Schatten ihrer hübschen Schwester. Meine Lieblingsfigur jedoch war auf jeden Fall die Krankenschwester Mrs. Tilling von Elena Wilms überwältigend vertont. Sie ist der gute Geist des Ortes, eine tolle, resolute Frau, eine Witwe, deren einziger Sohn David ebenfalls am Krieg teilnimmt. Sie behält in den schlimmsten Situationen den Überblick und holt so manchem Bewohner von Chilbury in den schwierigsten Lagen, die Kohlen aus dem Feuer.
Da die erzählenden Personen oft dieselbe Situation schildern ist es dem Zuhörer möglich, die Geschehnisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Durch die meisterhaft gelesenen Passagen ist es mir zu jeder Zeit gelungen, der Geschichte zu folgen und auch die jeweiligen Charaktere zu identifizieren. Die handelnden Personen zeigen Charaktertiefe und ihr Handeln ist plausibel. Obwohl ich eine wirklich leidenschaftliche Leserin bin, bedaure ich es nicht, diesen Roman gehört zu haben.
Eine absolute Empfehlung für diesen tollen Roman. Und als besonderen Genuss das Hörbuch wählen! Wohlverdiente und gerne verliehene 5 von 5 Sternen.