Zusammenhalt in einer schwierigen Zeit

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Als 1940 in Chilbury kaum noch Männer für den Chor zur Verfügung stehen, lösen die Frauen das Problem auf ihre Weise. Sie beschließen, ohne die tieferen Stimmlagen auszukommen. Bis es jedoch dazu kommt, lernt der Leser die fünf beteiligten Frauen verschiedenen Alters und gesellschaftlicher Stellung durch Tagebucheinträge und Rückblicke kennen. Langsam entsteht so ein deutliches Bild von dem fiktiven Dorf im englischen Kent, das während des Zweiten Weltkriegs auf die meisten männlichen Einwohner verzichten muss.

Jennifer Ryan rahmt in ihrem Debüt die Ereignisse des Krieges durch die persönlichen Eindrücke der Frauen ein. Es wird ein Journal in sachlichem Ton geschrieben, ein Tagebuch einer fast 14jährigen und immer wieder Briefe zwischen Freundinnen und Schwestern. Aus diesen verschiedenen Perspektiven erhält der Leser so einen umfassenden Eindruck, wie der Zweite Weltkrieg in England für Bedrängnis gesorgt hat. Nicht nur, dass die meisten Männer zum Militär eingezogen wurden und die Frauen nun zu Hause die Aufgaben übernehmen mussten, sondern vor allem mussten auch sie mit ihren Bedürfnissen und Wünschen zurückstehen und auf einen guten Ausgang hoffen. Als die ersten Fliegerbomben über Chilbury abgeworfen werden, verändert sich ihr Leben drastisch.

Die Figuren geben in den Schriften viel von ihrem Charakter preis, indem sie von ihren Erlebnissen berichten, ihre Gedanken über Zwischenmenschliches mitteilen oder die politische Lage einschätzen. Es wird über Kinder berichtet, die ohne ihre Eltern überleben müssen, über Spione und über die Notwendigkeit eines veränderten Denkens. Das alles macht die Charaktere lebendig und man hegt automatisch Sympathien für die einen, beziehungsweise muss die Beweggründe der anderen erst noch verstehen. Im Handlungsverlauf wachsen die Frauen mit ihren Aufgaben, konzentrieren sich auf das Wesentliche und erleben ihre Stärken. Ihre einzige Verbindung scheint der Chor zu sein, der manchmal allerdings arg in den Hintergrund rückt. Die Recherche um Zeitgeist und Geschichtliches macht diese dunkle Zeit zu einem spannenden Leseerlebnis. Beeindruckend ist auch jeweils der sich ändernde Erzählstil, der den Figuren einen hohen Wiedererkennungswert verleiht.

Das Debüt der Autorin liest sich ausgesprochen flüssig. Ich wäre gern noch länger vor Ort geblieben und am dortigen Leben teilgenommen. Die 480 Seiten beschreiben ja lediglich die Zeit zwischen März und August im Jahre 1940. Es weckt eine Bandbreite von Emotionen und ich empfehle es gerne weiter.