Alltägliche Familienkonstellation, oder doch nicht?

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nordlicht Avatar

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Im Prolog wird aus der Perspektive eines namentlich nicht genannten Mannes erzählt. Dieser Mann erinnert sich mit Ekel und Verachtung an seine Mutter, die als Hausfrau die Vormittage für sexuelle Abenteuer mit diversen Männern nutzte und sich auch keinerlei Mühe gab, dieses "Hobby" vor ihrer Familie zu verbergen. Der Ehemann/Vater schuftete derweil in einer Aluminiumgießerei und brachte nicht die Kraft auf, seiner Frau Grenzen zu setzen. Dies übernahm offensichtlich der Sohn, der einen ausgeprägten Hass auf seine Mutter und ähnliche "Schlampen" entwickelt hatte und seine Bestimmung darin sah, die Welt von solch liederlichen Frauen zu befreien.

Der Hauptteil des Romans beginnt mit Marlene, einer 42-jährigen Hausfrau, die irgendwo völlig desorientiert in der Dunkelheit aufwacht und nur allmählich begreift, dass sie sich nicht zuhause in ihrem Ehebett befindet und dass ihre Kopfschmerzen und Übelkeit nicht auf Schlaftabletten zurückzuführen sind. Die Abschnitte, die Marlenes Aufwachen schildern, sind mit "Nummer neun" überschrieben, sie scheint also das neunte Opfer des "Frauenjägers" zu sein. Zwischen diesen Abschnitten gibt es immer wieder Rückblicke auf Marlenes Leben im Vergleich zum Leben ihrer drei Freundinnen Karola, Ulla und Annette, die etwa gleichzeitig geheiratet und Kinder bekommen haben, jetzt aber im Gegensatz zu Marlene berufstätig sind. Marlene hat einen grundsoliden, finanziell gutgestellten Mann und muss nicht arbeiten, sie scheint aber mit ihrem Leben dennoch  nicht glücklich zu sein.

Obwohl die Leseprobe erfreulich umfangreich ist, lässt es sich noch nicht absehen, inwiefern die recht bürgerlich wirkende Marlene sich als Opfer des Frauenjägers qualifiziert hat: ist sie eine Ehebrecherin?

Die Leseprobe lässt sich angenehm und flüssig lesen und baut eine unterschwellige Spannung auf, zumal sich sicherlich viele LeserInnen in einer der Hauptfiguren wiederfinden und betroffen fühlen können.