Anders als erwartet

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tilly Avatar

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In Theresia Graws Roman begleiten wir die junge Fotografin Clara von Thorau auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben.
Bereits auf dem Cover ist eine junge Frau zu sehen die voller Enthusiasmus auf ihrem Rad unterwegs ist. Im Laufe der Geschichte lernt man, warum genau diese Darstellung gewählt wurde und wie passend sie ist.
Der Roman beschäftigt sich mit der Rolle der Frau in den 60er Jahren, wobei neben Clara auch ihre beiden Freundinnen Sanni und Maria Erwähnung finden. Zudem geht es um die beginnende Aufarbeitung der Verbrechen aus der Zeit des Nationalsozialismus. Es lässt sich erahnen, dass dies innerhalb von Familien zu Streitigkeiten geführt hat, auch wenn diese nur angedeutet werden.
Der Schreibstil ist meist fesselnd, auch wenn manchmal die Beschreibung der Umgebung ein wenig gekürzt werden könnte.
Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet. Man merkt ihnen an, dass sie nicht wie unnatürlich perfekte Menschen handeln, sondern auch ihre Macken haben. Die Geschichte fokussiert sich auf Clara, an der ich vor allem eines auszusetzen habe: In der ersten Hälfte des Buches handelt sie, extrem ausgedrückt, oft wie ein naives Dummchen. Allerdings lernt sie für sich selbst einzustehen und wird zu der starken, selbstbewussten und unabhängigen Protagonistin, die ich mir von Anfang an gewünscht habe. Sanni und Maria haben ihre eigenen Geschichten verdient, so aufregend und bewegend scheint ihr Lebensweg zu sein.

Fazit: Wer eine fesselnde Geschichte über die Charakterentwicklung eines Mädchens zu einer starken Frau verfolgen möchte, wird hier definitiv fündig und könnte das Buch sogar mit 5 Sternen bewerten. Ich wünsche allen viel Spaß beim lesen!