Unterhaltsamer dritte Teil

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„Der Freiheit entgegen“ ist bereits der dritte Teil der Gutsherrin-Saga von Theresia Graw und problemlos ohne Vorwissen zu lesen. Ich war etwas enttäuscht, dass Dora, die Protagonistin der ersten beiden Teile, nur eine ganz kleine Rolle als Mutter von Clara spielt. Doch auch Clara ist mir nach anfänglichen Schwierigkeiten im Laufe der Handlung sympathisch geworden. Zu Beginn des Romans ist sie 18 Jahre alt und wirkt noch sehr unreif. Manchmal hätte ich sie gerne wachgerüttelt, und ihre Verliebtheit und Naivität haben mich etwas genervt. Doch in Hamburg lernt sie endlich auf eigenen Füßen zu stehen und trifft bald auch die richtigen Entscheidungen. Allerdings fand ich es etwas unrealistisch, dass ihre Eltern die minderjährige Tochter allein in Hamburg wohnen lassen und auch, dass Clara ohne Berufsausbildung und Unterschrift der Eltern Anstellungen bekommt.
Trotz einiger Rückschläge gibt sie nicht auf. Sie ist ehrgeizig und wird immer selbstbewusster. Und auch ihre Freundinnen Sanni und Maria gehen ihren Weg. Maria und ihren Bruder Dino mochte ich besonders gern. Sie waren immer und ohne Zögern bereit Clara und Sanni zu helfen!
Der Schreibstil von Theresia Graw lässt sich absolut leicht und flüssig lesen und die 600 Seiten des Buches flogen nur so dahin. Ich habe den Roman zuerst als etwas seicht und vorhersehbar empfunden, doch spätestens als die Autorin gut recherchierte wichtige historische Ereignisse in die Geschichte integriert hat - z.B. der Besuch von J.F. Kennedy in Berlin, sowie die Auschwitz Prozesse in Frankfurt - wird die Handlung ernster und auch tiefgründiger. Zudem beschreibt sie anschaulich den Zeitgeist der 1960er Jahre, erzählt von den Beatles im Starclub, dem ausgelassenen Twist-tanzen der jungen Leute, der neuen Anti-Baby Pille, sowie der Rolle der Frau in der Gesellschaft und ihre Schwierigkeiten in einem „Männerberuf“ Fuß zu fassen.

Fazit: Trotz kleiner Kritikpunkte ist „Der Freiheit entgegen“ ein unterhaltsamer und flüssig zu lesender Roman. Ich kann alle drei Teile der Gutsherrin-Saga empfehlen, mein absoluter Favorit ist allerdings „So weit die Störche ziehen“.