Charmant und ein bisschen jenseitig.

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wandablue Avatar

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Jess Kidd, 1973 in London geboren, wuchs in einem Dorf an der irischen Westküste auf. In einem solchen Dörfchen, nicht weit von der Küste, spielt denn auch ihr erster Roman, der mit viel Charme und einem Hauch vom Jenseitigen, anziehend komponiert ist.

Orla Sweeney ist aus Mulderrig, im County Mayo, Irland, spurlos verschwunden. Das ist schon lange her, aber irgendwann kommt immer irgendwer und fragt, was damals passiert ist. Und das ist Mahony. Er wuchs in einem Waisenhaus auf und hat gerade vor ein paar Tagen erfahren, dass Orla seine Mutter war.

Das Strickmuster ist bewährt. Einen alten Fall aufrollen. Befragungen. Unbequemlichkeiten. Dorfgeheimnisse, die zu Tage treten. Doch Jess Kidd stellt dem Helden Mahony eine ganze Schar ungewöhnlicher Helfer zur Seite, denn Mahony kann die Toten sehen und hören. Dieser mysteriöse Touch sowie die alte Mrs Cauley, die die Rolle der Miss Marple innehat, gibt diesem Kriminalroman den besonderen Ton. Überdies wird die schöne Landschaft des Landes gewürdigt und die Autorin spinnt die Befragungen der Dorfbewohner in ein originelles Geschehen ein.

Diese Krimigeschichte ist gut geschrieben, viele Details sind ersonnen und kleine Spitzen gegen die Dörfler stimmen den Leser fröhlich, literarische Passagen geben dem Roman Qualität, allerdings schreibt die Autorin Jess Kidd gerne im Präsens, dafür gibt es einen Punkt Abzug, denn Präsens lässt sich meines Erachtens schwerer lesen, und der Held zündet sich ungefähr zwanzig mal zu oft eine Zigarette an.

Sonst aber hat die Geschichte den Charme alter Agatha-Christie- Romane aufgegriffen, ohne aber deren Altbackenheit mitgenommen zu haben.

Fazit: Charmante irische Kriminalgeschichte mit viel Liebe zum Land mit besonderen Protagonisten.

Kategorie: Kriminalgeschichte
Verlag: Dumont, 2017