Gefundener Sohn, verlorene Mutter

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sonnenblumenkind70 Avatar

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Im irischen Mulderrig kommt Aufruhr, als der junge Mahony in den kleinen Ort kommt. Die Bewohner stellen fest, dass seine Augen und seine Gestik an jene junge Frau erinnern, die über Nacht plötzlich verschwunden war. Mahonys Mutter Orla Sweeney verschwand vor über zwanzig Jahren aus Mulderrig. Sie wurde seitdem nie wieder gesehen. Mahony wuchs in einem Waisenhaus in den 1950er Jahren. Mahony kommt 1976 nach Mulderrig, um herauszufinden, was mit seiner Mutter damals geschah, ob sie noch lebt, und warum er im Waisenhaus aufwuchs. Mahony trifft auf Wiederstände vom Pfarrer bis zum Dorfwirt in Mulderrig. Nur die alte Mrs Cauley ist ebenso an der Aufklärung des Verschwindens interessiert wie Mahony. Mrs Cauley inszeniert ein Theaterstück, um an die Wahrheit zu gelangen.
Jess Kidds Debütroman erzählt vom Verschwinden und Suchen zweier Personen: Mutter und Sohn. Auf der einen Seite sind die damals sehr jungen Orla aus Mulderrig verschwunden, und auf der anderen Seite sucht der mittlerweile erwachsene Mahony seine Mutter. Sein Vater war bisher ebenso unbekannt. Die resolute und scharfzüngige Mrs Cauley delegiert von ihrem Bett aus, und nimmt selbst beim Father Quinn kein Blatt vor den Mund. Die Bewohner von Mulderrig möchten nichts lieber als, dass Mrs Cauley die Suche nach Orla und deren Verschwinden endlich einstellt, und Mahony den Ort verlässt – genauso wie seine Mutter damals. Denn die Bewohner haben keine guten Erinnerungen an Orla. Mahony und Mrs Cauley sowie zwei weitere Frauen aus dem Dorf unterstützen Mrs Cauley und Mahony mit einer starken Willenskraft und Durchhaltevermögen. Sie lassen sich einfach nicht von dem Gegenwind der restlichen Bewohner beeindrucken. Mahony und Mrs Cauley bilden ein gutes Team. Durch abwechselnde Erzählperspektiven der 1940er/ 1950er und 1970er Jahre erfährt man nach und nach von Orla und deren Verschwinden. Nebenfiguren in diesem Roman sind die Toten von Mulderrig, wie der Titel schon erwähnt. Denn Mrs Cauley und Mahony sind diejenigen, die regelmäßig die auferstandenen Toten von Mulderrig wahrnehmen. Die Toten dienen als Unterstützung der Suche nach der Wahrheit.
Am Anfang konnte ich mit den auferstandenen Toten nichts anfangen, weil ich deren Zusammenhang zu der Gegenwart nicht verstanden habe. Aber umso mehr man über die Wahrheit von Orla Sweeney erfährt, desto aufschlussreicher wir die Findung nach der Wahrheit. Der Roman wirkt nicht nur unterhaltsam, sondern auch spannend, weil er teilweise Elemente eines Kriminalromans beinhaltet. Ein ausgesprochen außergewöhnlicher und tiefsinniger Debütroman.