Wo Aberglaube und paranormale Fähigkeiten wuchern

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1950 wird in Mulderrig im irischen County Mayo langsam und quälend eine junge Frau ermordet. Sie ist selbst fast noch ein Kind und hinterlässt ein Baby. 25 Jahre später taucht im Dorf ein verblüffend gut aussehender junger Mann auf. Tadhg, dem Barmann, läuft es bei seinem Anblick kalt den Rücken hinunter; denn der hippiehafte Mahoney blickt ihn mit den Augen des Mädchens an, das damals in Mulderrig verscharrt wurde. Mahoney wurde im Waisenhaus in Dublin stets gesagt, seine Mutter sei eine Hafen-Hure gewesen. Doch ein in ausdrucksvoller Schrift verfasster Brief verrät dem jungen Mann aus Dublin seinen Namen und weist ihm den Weg ins Heimatdorf seiner Mutter. Gemeinsam mit der alternden Mrs. Cauley nimmt es Mahoney mit den Lebenslügen einer Dorfgemeinschaft auf, in der vermutlich jeder etwas zu verbergen hat. Ein geplantes Theaterstück dient den beiden als Deckmantel ihrer Befragung. Als die Toten von Mulderrig mit Francis zu sprechen beginnen, zerstreut das letzte Zweifel, ob er wirklich Orlas Sohn sein kann. Orla hat ihre paranormale Gabe offensichtlich ihrem Sohn vererbt. Die Vorfahren der heutigen Dorfbewohner quellen ihm buchstäblich aus den Wänden entgegen, treiben ihre Reifen mit Stöckchen durch das Dorf – und lassen sich mit einigem Geschick als Zeugen befragen. Bücher wuseln durch Szenen, Socken in der Schublade werden beängstigend lebendig und der ganze Ort benimmt sich, als wäre er eine Person. In Mulderrig sind Gegenstände belebt und wehrhaft.

Die aus dem Buchcover wuchernden Ranken und Farne symbolisieren die Üppigkeit, in der einem aus dem Buch Klatsch, Aberglaube und paranormale Fähigkeiten entgegen ranken. Zwar gibt es im Dschungel Mulderrys keine Affen und keine Pfeilgiftfrösche, die Fuchsien auf dem Cover vermitteln jedoch das typische Irland-Feeling, zwischen üppigen Fuchsienhecken auf Landstraßen einem Ziel entgegenzukurven. Um sich mit Mahoneys Spurensuche zu vergnügen, sollten Leser an die Existenz von Elfen und Trollen glauben (jedenfalls in Irland) und an Wälder als Bollwerke, hinter denen sich paranormale Kräfte verbergen. Zwischen lebenden und verstorbenen Figuren zu unterscheiden, ist mir nicht immer geglückt – aber genau das ist der Spaß beim Lesen dieses ungewöhnlichen Erstlingsromans. Wer sensibel auf Grausamkeiten gegenüber Tieren reagiert, sollte lieber Abstand halten.