Der Langweiler und die indische Mentalität

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obilot Avatar

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„Der 50-jährige der den Hintern nicht hochbekam, bis ihm ein Tiger auf die Sprünge half“ ist der Fortsetzungsroman des Autors Mikael Bergstrand, indem er sich zum zweiten Mal nach Indien begibt um dort seinen Freund Yogendra zu treffen.

Das Cover mit dem meditierenden Elefanten zieht nicht nur die Blicke auf sich und macht neugierig, es trifft den Inhalt des Buches auch sehr gut. Der Titel dagegen ist weniger gelungen, da er unverkennbar auf den Bestseller von Jonas Jonasson anspielt. Wobei der schwedische Originaltitel Bergstrands – „Nebel über Darjeeling“ – viel schlichter klingt und auch angemessener ist. Das Problem bei Anspielungen auf äußerst erfolgreiche Romane ist, dass bei den Lesern große Erwartungen geweckt werden, die dann aber leider oft nicht erfüllt werden können, so auch in diesem Fall. Ich frage mich was deutsche Verlage dazu bringt aufgrund der gleichen Nationaliät des Autors und des gleichen Genres einen Titel derart an ein anderes Werk anzugleichen, ja geradezu zu verunstalten, obwohl jedes Buch doch einen ganz eigenen Charakter hat.
Die Sprache Bergstands ist locker, das Buch lässt sich leicht lesen und beinhaltet einiges an Humor. Die Hauptperson Göran Borg befindet sich in einer Lebenskrise. Nachdem seine Besuche bei einer Psychologin keine Besserung gebracht haben und ein homosexueller Verehrer hinter ihm her ist, beschließt Göran kurzerhand wieder nach Indien aufzubrechen wo er seinem Freund Yogi bei dessen Hochzeitsvorbereitungen behilflich sein will. Während sich die knapp 100 Seiten in Schweden endlos in die Länge ziehen und außer den Liebesanwandlungen seiner neuen Bekanntschaft jeder Komik entbehren, kommt die Geschichte ab der Ankunft Görans in Indien etwas mehr in Schwung. Dort angekommen muss Göran seinem Freund aus ungeahnten Schwierigkeiten helfen. Die Beschreibung der indischen Mentalität regt dabei so manches Mal zum Schmunzeln an und birgt auch einiges an Humor. Insgesamt war mir die Geschichte allerdings zu konstruiert und langatmig. Insbesondere der etwas depressive und schwerfällige Göran, denn man am besten als Langweiler beschreiben könnte, ist so gar nicht geeignet für eine humorvolle Geschichte. Während die Rahmenhandlung auf Komik ausgelegt ist, versinkt Göran in Selbstzweifeln und Schwermut, das passt meiner Meinung leider nicht zusammen.

Insgesamt kann sich das Werk demnach mit Jonassons Erfolgsroman leider nicht messen. Aber wer es nach knapp 450 Seiten dennoch zum Ende geschafft hat, ist um so manche Einsicht in die indische Lebensweise, die unserer oft ganz und gar nicht gleicht, reicher.