Immer diese Mittfünfziger …

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steffi kohl Avatar

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Abwarten und Eiscreme essen. So oder so ähnlich könnte man Göran Borgs Lebensmotto zusammenfassen.
Beim Lesen des Titels hatte ich sofort Assoziationen zum Hundertjährigen der aus dem Fenster stieg, und gleich die ersten Sätze amüsierten mich herzlich. Ob der Autor bewusst an Erfolgsgeschichten mit ähnlichem Titel anknüpft, weiß ich nicht, bewerte es aber nicht unbedingt positiv. Nach dem Lesen fällt mir aber auf, dass er das gar nicht nötig hat, denn "Der 50-Jährige,..." ist für eine ganz wunderbare und herzliche Geschichte über den Mann im besten Alter.
Midlife-Crisis, allgemeine Unzufriedenheit im Job, Liebesflaute und kaum Kontakt zu den eigenen Kindern – das alles sind Probleme, die viele Männer haben. Göran geht es da nicht anders. Er ist ja eher der gemütliche Typ, was übrigens das Cover toll ausdrückt. Er bekommt halt seinen Hintern nicht so einfach hoch.
Der Mittfünfziger aus Malmö ist nach seinem Jahr in Indien wieder im schwedischen Alltag angekommen – und mitten in einer Identitätskrise. Einziger Lichtblick: die bevorstehende Hochzeit seines besten Freundes aus Delhi, Yogi. Doch die wird immer wieder verschoben – aufgrund »horoskopieller« Umstände. Trotzdem reist Göran spontan nach Delhi und findet schnell heraus: Die Hochzeit mit der schönen Lakshmi wurde aus ganz anderen Gründen verschoben …
Der Beginn des Romans, der in Schweden spielt, ist dabei bei Weitem nicht so spritzig, wie der Rest, also nicht gleich aufgeben beim Lesen!
Aber dann fährt Göran ja nach Indien und da nimmt das Abenteuer seinen Lauf und die Geschichte wird immer turbulenter.Ich mag Göran, den Protagonisten wirklich gern mit seinen Ecken und Kanten, er ist eher eine Art Antiheld.
Lesenswert sind auch die Passagen zum Land Indien mit all seinen Gesichtern. Da der Autor selbst einige Zeit vor Ort gelebt hat, zeigt er glaubhaft nicht nur beeindruckende Landschaften und Städte, positiv denkende Menschen mit Glauben an das Gute, sondern auch Elend und Slums, hungernde, hart arbeitenden Menschen.
Dennoch bleibt es ein Buch, das locker und leicht ist, vor allem weil es da noch Yogi gibt, den indischen Freund von Göran. Yogi kennt keine unlösbaren Probleme .Er versteht, die Dinge anzupacken und immer etwas Gute in ihnen zu sehen. Für Göran ist Yogi ein Geschenk, denn er hilft ihm, sich aus seinen Zwängen zu lösen und Optimismus und Freude mit ihm zu teilen.
Der leichte und humorvolle Schreibstil unterstützt den Inhalt; Görans Selbstfindungstrip der etwas anderen Art. Ich habe ihn gerne dabei begleitet.
Ein schönes Buch für Zwischendurch, das oft zum Schmunzeln einlädt, dabei ernste Themen wie nebenbei einfließen lässt.