Indienreise, oder was sind die wirklichen Probleme im Leben?

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elke seifried Avatar

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Auf Drängen seiner Tochter Linda hin ist Göran Borg bei Karin Vallberg Torstensson in Therapie. Bei seinen Sitzungen ist er jedoch in Gedanken mehr in Indien. Eigentlich wollte er dort jetzt auch wieder sein, nämlich zur Hochzeit seines Freundes Jogi. Allerdings wurde diese wegen ungünstiger Horoskope verschoben. Um endlich wieder im Hier und Jetzt zu leben, soll er auf Anraten der Therapeutin hin eine To-Do Liste erstellen, sich der Punkte annehmen und dabei sein Empfinden auf einer Unbehagen Skala eintragen. Punkt fünf Sport war nicht wirklich erfolgreich, deshalb arbeitet er sich nach oben, macht mit 4. Freundschaften weiter und geht endlich wieder einmal in seine Stammkneipe. Dort lernt er Sven kennen. Die beiden scheinen gleich zu ticken. Wie toll ein Kumpel, mit dem man Bier trinken und zum Fußball gehen kann. Genau darauf hat Göran doch gewartet. Allerdings hat Sven Seiten, die Göran Angst einjagen, abwimmeln lässt er sich nicht und deshalb beschließt Göran die Flucht nach vorn anzutreten. Warum nicht auch ohne Hochzeit nach Indien reisen? Gesagt, getan, aber dort erwartet ihn nur Chaos. Schlechte Horoskope waren nur eine Ausrede, finanzielle Probleme sind die wahre Ursache und jetzt hat Jogi auch noch eine abgewrackte Teeplantage an der Backe. Den Betrüger finden, die Hochzeit retten und den Familienfrieden wieder herstellen, das sind wirkliche Probleme und nicht nur eine mittelschwere Midlife Krise, so wie bei Göran.

Der Schreibstil des Autors liest sich locker, leicht und ich konnte viel schmunzeln, was mir gut gefallen hat. Gekonnte Wortspiele und amüsante Szenen machen das Lesen zum Vergnügen. Die Story an sich ist durch einige Längen mäßig spannend, auch wenn die beiden Freunde natürlich einem Betrüger aufsitzen und den dann durch Indien jagen müssen. Ungeahnte Wendungen sorgen auch immer wieder für gekonnte Überraschungen. Wirklich leben tut die Geschichte aber für mich durch die originellen Charaktere und die tollen Indienbeschreibungen.

Ich interessiere mich sehr für Indien, ich finde die Landschaft mit der Vielfalt toll und bei indischen Gerichten könnte ich mir den Bauch vollschlagen. Der Autor Mikael Bergstrand scheint dieses Land, die Kultur, die Küche und die Leute ebenso zu lieben. Auf jeden Fall wird nicht nur das Land toll beschrieben, sondern man bekommt auch einen gelungenen Einblick in die Denkweisen, die sich doch manchmal sehr von unseren europäischen unterscheiden. Indische Lebensweisheiten fehlen natürlich auch nicht, hier ist Jogi Meister. Gut haben mir auch die kleinen Anspielungen, z.B. auf die Bestechlichkeit gefallen. So laufen Ermittlungen eben manchmal sogar mit Mahatma Gandhis Hilfe, natürlich dem auf den Rupienscheinen.

Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet. Mein ganz klarer Favorit ist Yogendra Singh Takur, oder kurz auch Yogi. Er drückt sich auf amüsante Art und Weise etwas gekünstelt aus, bemüht sich stets darum, Höflichkeit walten zu lassen und plappert munter vor sich hin. Ich konnte unheimlich viel über ihn schmunzeln. Ich freue mich auch für ihn, denn mit seiner Zukünftigen Lakshmi, scheint er einen guten Fang gemacht zu haben. Göran ist mir anfangs etwas fremd gewesen, aber er entwickelt sich in Indien. Er bekommt den Hintern, wie der Titel so schön sagt wieder hoch, und zeigt Eigenschaften, die mir gut gefallen haben. Am Punkt Freundschaften hat er hier auf jeden Fall viel gearbeitet. Viel schmunzeln konnte ich auch über Mrs Takur, bzw. Amma. Die kratzbürstige Mutter von Jogi ist wirklich einmalig.

Alles in allem ein humoriger Roman, der nach Indien entführt und für locker, leichte Unterhaltung sorgt. Ideal um sich in ein fremdes Land zu träumen.