Der schmale Grat zwischen väterlicher Fürsorge und Kontrollwahn

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leserattenmama Avatar

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„Der fürsorgliche Mr. Cave“ ist das zweite Buch von Matt Haig, das ich gelesen habe - nach „Evie und die Macht der Tiere“, das mich mit der tierlieben Protagonistin total begeistert hat- und es hat bei mir ebenso für starke Gefühlsregungen gesorgt; aber ganz, ganz andere… das beklemmende Gefühl hallt noch immer nach!
Doch von vorn: das bezaubernde Cover mit den silber funkelnden Pünktchen lässt auf ebenso schönen Inhalt hoffen, doch der ist alles andere als „schön“! Schon die Ausgangssituation ist irgendwie bedrückend, da die Hauptperson Terence Cave bereits Mutter, Frau und Sohn verloren hat - alle drei starben viel zu früh. Seine Tochter Bryony, die um ihren Zwillingsbruder trauert, will er nun mit allen Mitteln beschützen und behüten, um sie nicht auch zu verlieren. Dass man Menschen nicht nur durch den Tod verlieren kann, kommt diesem verzweifelten Mann nicht in den Sinn… so wird aus der väterlichen Liebe für Bryony ein Gefängnis - je manischer ihr Vater kontrolliert, bestimmt und verbietet, desto weiter distanziert sie sich natürlich von ihm… statt der 15-jährigen Raum für eine altersangemessene Entwicklung zu geben, erstickt er sie förmlich mit übertriebener Fürsorge und Vorsicht. Was natürlich nicht gut ausgehen kann…
Mich hat dieses Buch von Beginn an absolut gepackt, nur eben nicht mit den lebensbejahenden, positiven Gefühlen, wie ich sie von Evie kannte, sondern mit Verzweiflung und Tragik. Die Spirale, in die der besessen wirkende Terence Cave taumelt, spitzt sich mit wahnhaften Erscheinungen zu und endet in Blackouts - die durchaus Interpretationsspielraum bieten; keine leichte Kost und sicherlich Geschmackssache! Meinen Lesegeschmack hat das Buch getroffen und ich bin sehr neugierig auf die weiteren Werke des Autors.