Düster und deprimierend

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kikiwee17 Avatar

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Bisher habe ich von Matt Haig „Ich und die Menschen“ und „Die Mitternachtsbibliothek“ gelesen und fand beide großartig, letzteres war für mich ein richtiges Highlight. Deshalb war meine Vorfreude auf den fürsorglichen Mr.Cave auch sehr groß.

Das Buch handelt von einem Vater, der -nachdem er bereits drei nahestehende Menschen durch unnatürliche Todesursachen verloren hat - seine Tochter um jeden Preis vor den Gefahren der Welt schützen möchte. Dabei entfernt sich sein Kind emotional immer weiter von ihm und Mr. Cave selbst greift zu immer abstruseren Methoden, um Bryony unter seiner Kontrolle zu halten.

Kurz und knapp … Mr. Cave und ich sind keine Freunde geworden.

Dabei konnte ich seinen Wunsch, die ihm verbliebene Tochter vor Unheil zu bewahren, durchaus nachempfinden. Als Mutter oder Vater versteht man die Ängste, die dieser Prozess des Erwachsenwerdens und Abnabelns der Kinder mit sich bringt, nur zu gut. Bei dem Protagonisten der Geschichte entwickelt sich jedoch eine ungesunde Besessenheit und ein regelrechter Kontrollzwang, er ist gefangen in seinen Ängsten und düsteren Gedanken und engt seine Tochter immer mehr ein. Einziger Lichtblick in dieser Situation ist Mr. Caves Schwiegermutter Cynthia, die immer wieder versucht den Fokus auf die Bedürfnisse der 15jährigen Enkelin zu richten.

Schwierigkeiten hatte ich diesmal mit der Erzählperspektive. Mr. Cave schildert die Geschichte aus der Ich-Perspektive und spricht dabei seine Tochter an. Das Ganze wirkt, wie ein Brief an Bryonya, mit dem er sein Handeln erklären und rechtfertigen möchte.
Dabei berichtet er auch oft über die Vergangenheit der Familie, wodurch sein Verhalten zwar ein Stück weit erklärbar ist, was ihn mir aber trotzdem nicht sympathischer werden ließen. Zusätzlich gibt es Passagen, die auf mich wie Wahnvorstellungen wirkten … es sei denn man glaubt an Übernatürliches.

Wo die „Mitternachtsbibliothek“, die ja auch zunächst eher bedrückende Stimmung verbreitet, zum Ende hin eine riesige Portion Hoffnung vermittelt, nehmen in diesem Buch Düsternis und negative Atmosphäre immer weiter zu. Es ist eine dunkle Abwärtsspirale, die nicht aufgehalten werden kann.

Titel und Cover passen in meinen Augen wenig zum Inhalt, der englische Originaltitel ist hier viel passender!

Fazit: Ein Buch mit einer aufwühlenden Grundidee, dass mir persönlich aber insgesamt zu düster und bedrückend war. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, regt es zum Nachdenken an und bleibt im Gedächtnis.