Düster und niederschmetternd

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chocalaccino Avatar

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Matt Haig- der fürsorgliche Mr. Cave, übersetzt von Sabine Hübner, erschienen im Droemer Knaur Verlag.

Auf 256 Seiten blicken wir tief in Terence Caves Gedanken, dreimal musste er dem Tod schon in die Augen blicken, erst begeht seine Mutter Selbstmord, dann wird seine Frau vor seinen Augen getötet und dann stirbt sein Sohn Reuben bei einem tragischen Unfall. Geblieben sind ihm nur noch seine Schwiegermutter und seine Tochter, die Zwillingsschwester von Reuben, Byrony, und natürlich die Angst, dass ihm alle genommen werden die er liebt.

Das Buch ist aufgebaut wie ein langer Brief von Terence an seine Tochter, wir begleiten nur ihn und seine Perspektive, mal in der Gegenwart und mal in Rückblenden, die versuchen aufzuzeigen wie er so geworden ist, wie er heute ist. Dadurch bekommen wir mit, wie verzweifelt er mit allen Mitteln versucht Byrony zu beschützen und er sich dadurch immer weiter in düstere Gedanken verstrickt. Er sieht sich als Grund wieso alle Menschen um ihn herum sterben und möchte deswegen seine Tochter möglichst behüten und in Watte packen. Doch Byrony ist 15 und versucht immer mehr aus dem Käfig ihres Vaters auszubrechen. Möchte Terence seine Tochter wirklich nur beschützen?

Nach und nach wird aufgezeigt wie Terence die Daumenschrauben immer enger legt, allerdings verliert sich Matt Haig oft in seinen Überlegungen und Gedanken, irgendwie vergiss er darüber die Handlung, die nur so vor sich hinplätschert.

Nachdem bei „die Mitternachtsbibliothek“ die Meinungen sehr auseinander gingen, ich gehörte definitiv zu den positiven Stimmen, war ich sehr gespannt auf „den neuen“ Matt Haig. Ich habe mich super gefreut als ich dieses Buch in den Händen hielt und fing sofort an zu lesen.
Doch schon nach ein paar Seiten hatte ich das Gefühl, ich lese das Buch eines völlig anderen Autors und fing an zu recherchieren. Und irgendwie hatte ich mit meiner Vermutung recht, denn dieses Buch ist im Original bereits 2008 unter dem Titel „The possession of Mr. Cave“ erschienen.
Dadurch wurde einem beim Lesen so einiges klarer, denn Matt Haig stecke 2008 noch in einer ganz anderen Lebensphase als zu Zeiten der Mitternachtsbibliothek. Mit dem Wissen um Haigs Kampf mit den Depressionen bekommt dieses Buch einen ganz neuen Charakter, man blickt in einen Abgrund.
Wodurch sich dies zeigte? Während die Mitternachtsbibliothek weitestgehend ein positives Buch ist, die Grundstimmung ist positiv, die Protagonistin wird auf den richtigen Weg mit den richtigen Gedanken gelenkt, finden wir bei Mr. Cave ein abgrundtief trauriges und verstörendes Buch.
Es geht um die zerstörerische Kraft von Angst und Liebe, darum, wenn Liebe zur Besessenheit wird. Es ist düster und niederschmetternd.

Ich würde bei diesem Buch nicht von einem Lesevergnügen sprechen, aber es berührt und beschäftigt trotzdem nachhaltig! Auch wenn man von vornherein weiß in welche Richtung sich diese Geschichte entwickeln wird, der Titel und das Cover verraten natürlich schon sehr viel, muss man nicht erwarten die Geschichte zu kennen.