Freiheit oder Sicherheit

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Der im Original bereits 2008 erschiene Roman „Der fürsorgliche Mr Cave“, dessen deutsche Titelwahl und Cover jedoch nicht erahnen lassen, was sich dahinter verbirgt, lässt an einen fürsorglichen Vater denken, der seine Tochter nach traumatischen Erlebnissen nur beschützen will. Doch das ist nur teilweise richtig. Terence Cave reagiert dabei völlig über. Sein Vertrauen in andere Menschen wurde zerstört und lastet schwere Schuld und Verantwortung auf seine Schultern. Gefesselt von der Angst um seine Tochter, verliert er sich in Wahnvorstellungen und beginnt immer mehr, Bryony zu kontrollieren. Dabei wird er übergriffig, überschreitet moralische Grenzen und verliert den Bezug zur Realität. Der Schreibstil bietet nur die einseitigen Blickwinkel des Vaters. Trotzdem lässt sich an Gesprächen und Handlungen erahnen, wie seine Mitmenschen sein Verhalten wahrnehmen. Seine Tochter Bryony distanziert sich von ihrem Vater, sucht Beistand bei ihren Freunden. Ihre Großmutter zeigt sich nachsichtig und hält ihrem Schwiegersohn einen Spiegel vor.

Ein durchaus lesenswerter Roman, dem man sogar die unnötigen kulturellen Einschübe verzeihen kann. Sprachlich ist ein deutlicher Wiedererkennungswert zu finden, inhaltlich geht der Autor einen düsteren, aber erzählerisch faszinierenden Weg. Im Fokus steht die Charakterentwicklung von Terence Cave, seine seelischen Abgründe und die schmerzhafte Machtlosigkeit eines Vaters, dessen Tochter zur Frau heranwächst.