Kontrollzwang

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im_lesehimmel Avatar

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Was für ein schmerzlicher Anfang des Buches „Der fürsorgliche Mr. Cave“ von Matt Haig aus dem @droemerknaur Verlag - der Tod des eigenen Kindes.

Mr. Cave verliert seinen Sohn durch einen Unfall bei einer Mutprobe. Bereits seine Mutter und seine Frau sind auf tragische Weise ums Leben gekommen. Und nun hat er nur noch seine Tochter, die er meint besonders schützen zu müssen. Dabei reimt er sich allerlei Gefahren zusammen und er geht so weit, dass er versucht sie pausenlos zu überwachen. Dadurch erreicht er das Gegenteil. Sie entfernt sich immer weiter von ihm.

Zu Beginn fühlte ich mit ihm, denn der Verlust des eigenen Kindes ist sicherlich eine der schmerzlichsten Erfahrungen eines Menschen, aber sein Klammern und die ständige Überwachung seiner Tochter haben mich mächtig aufgeregt. Er überschreitet sehr oft Grenzen, die einem der gesunde Menschenverstand setzt und gerät dabei selbst völlig außer Rand und Band.

Wenn sein Sohn plötzlich über ihn kam und er Blackouts hatte, habe ich mich gefragt, was mit ihm los war. Waren es die unverarbeiteten Traumata der Vergangenheit, die Selbstreflexion oder die Tiefen seines Geistes? Das hat zwar ein paar Fragezeichen hinterlassen, aber auch Spannung erzeugt.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen. Die Neugierde auf das weitere Geschehen wurde aufrechterhalten. Mr Cave erzählt, was ihm alles widerfahren ist und welche Handlungen er daraus abgeleitet hat. Die Wandlung vom passionierten Antiquitätenhändler in einen kontrollwütigen Vater konnte ich sehr gut nachvollziehen.

Ein dramatisches Buch mit einigem Interpretationsspielraum, dass mich ziemlich beschäftigt und mir gut gefallen hat.