Mit Fürsorge für Sorge sorgen

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liesmal Avatar

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Was kann man nur tun, wenn man nicht weiß, wie man seine Trauer bewältigen kann?
„Der fürsorgliche Mr Cave“ von Matt Haig sieht nur eine Chance, nachdem er seine Liebsten an den Tod verloren hatte. Zuletzt ist es sein Sohn Reuben, der auf tragische Weise ums Leben kommt. Danach bleibt ihm nur seine Tochter Byrony. Aus Angst, auch sie noch zu verlieren, will er sie vor allen Gefahren beschützen.
Byrony ist 15 und ganz und gar nicht damit einverstanden, von ihrem Vater quasi auf Schritt und Tritt verfolgt zu werden. Diesen Eindruck hat sie zumindest.
Das Cover ist unglaublich gut gelungen. Es zeigt auf der einen Seite, wie „gefangen“ sich Byrony fühlt, und auf der anderen Seite den ausgestreckten Arm ihres Vaters, der den Käfig hält. Die Tür ist offen, doch Mr Cave bleibt immer in der Nähe.
Es ist eine aufwühlende, eine finstere Geschichte, die Matt Haig erzählt. Dennoch hat sie mich gepackt und hineingezogen in das Leben von Mr Cave und Byrony. Meine Sympathien haben sie beide und auch mein Verständnis. Trotzdem möchte ich vor allem Mr Cave manchmal bei den Schultern packen und durchschütteln, damit er aufwacht und sieht, was er mit seiner übergroßen Fürsorge eigentlich anrichtet und wie sehr seine Tochter darunter leidet, die doch in einem Alter ist, in dem sie ihre Freiheit genießen möchte. Aber mit dem Durchschütteln würde ich wohl kaum etwas erreichen, denn in gewisser Weise ist er ebenso in seinem Tun gefangen wie Byrony.
Es ist gewaltig, welche Dramatik und welches Gespür für die Psyche des Menschen in dieser Geschichte stecken und mit welcher Glaubwürdigkeit Matt Haig die Gefühle zu transportieren in der Lage ist.
Meine volle Leseempfehlung für die tragische, emotionsgeladene Geschichte.