Trauer etwas zäh verarbeitet

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Rezensionstime! 🎉 [Werbung; Rezensionsexemplar]

Die Geschichte des fürsorglichen Mr. Cave lässt mich betreten zurück.
Betreten, weil ich viel von Verlust und nicht verarbeiteten Schmerz gelesen habe..
..und auch, weil Matt Haig es nicht geschafft hat meine Erwartungshaltung zu erfüllen. Denn so traurig die gelesene Story auch war, sie hat mich nicht wirklich erreicht und berührt.

Terence Cave ist es schon fast gewohnt seine Lieben um sich zu verlieren. In jungen Jahren verlor er seine Mutter, in der Blüte seines Lebens seine Frau und schließlich verliert er seinen Sohn Reuben durch einen dummen Unfall.
Hier steigt der Leser in die Geschichte ein, beziehungsweise beginnt Terence von hier an zu berichten, denn der ganze Roman ist eine lange Erzählung des Protagonisten, die eben an jenem schlimmen Ereignis startet.
Zurück bleiben also Mr. Cave und seine verbliebene Teenagertochter, Reubens Zwillingsschwester Byrony. Gefolgt von Terence helfender Schwiegermutter, die am Rande versucht Licht in das Leben der beiden zu bringen - diese war mein Lichtblick in diesem Werke, wie eben wohl auch bei den beiden verbliebenen Caves.

Es ist nicht leicht einen Teenager an das wirkliche Leben heranzuführen, erstrecht nicht, wenn man bereits in der Vergangenheit mit dem schmerzlichen Tode seiner engen Angehörigen konfrontiert war. Und genau diesem Schmerz versucht Terence zu entgehen, wobei dies dem Leser gegenüber nie wirklich genannt wird. Das machte das Buch etwas anstrengend - man muss erst in sich gehen und Verständnis für das Handeln dieses vom Leben gebeutelten Vaters aufbringen.
Handlungen, die ihn nicht nur von seiner heranwachsenden Tochter entzweien, sondern auch zu einer Tragödie führen.

Damit wäre von der Handlung her eigentlich alles gesagt. Der unvorhergesehene Tod Reubens bringt Terence dazu seine Tochter immer mehr einzuengen und alles zieht seinen Lauf.
Alles sehr ausführlich von Haig geschildert, stellenweise zu ausführlich. Doch sind diese rund 250 Seiten eigentlich viel mehr. Zwischen den Zeilen findet man verdrängte Trauer, Angst, Schuld und Obsession. Alles im verborgenen, was schon ein gewisses literarisches Kunststück ist, aber stellenweise auch zäh und mühsam.

"Der fürsorgliche Mr. Cave" ist kein Roman für zwischendurch und zur Unterhaltung, sondern eher eine Belehrung zum Nachdenken und vielleicht auch am naheliegendsten zur Trauerbewältigung.
Die Taschentücher blieben bei mir während des Lesens unangetastet, werden aber vielleicht noch in Aktion treten, wenn ich das Buch auf mich und meine Erfahrungen reflektiere.

Ich bedanke mich beim Verlag für die Bereitstellung des Romans und hoffe auch in Zukunft auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit, auch wenn ich hier leider nicht so gute Kritiken abwerfen kann, wie ich es mir erhofft hatte.