Wie geht man mit Verlusten um?

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sophia95 Avatar

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"War es möglich, dass hinter dem Wunsch jemanden zu beschützen, der Wunsch stand, jemanden zu besitzen?"

Es ist dieses Zitat aus dem Buch, dass sich wie ein roter Faden durch den Roman zieht. Nachdem Terence Cave seinen Sohn bei einem Unfall verliert und vor 15 Jahren bereits seine Frau verloren hat, ist seine Tochter Bryony alles was er noch hat. So spitzt sich die Handlung immer mehr zu, Terence Sorge um seine Tochter steigert sich immer weiter, er sieht überall Gefahren für sie.
Der Roman ist aus der Ich-Erzähler Perspektive geschrieben, aus der Sicht von Terence. Obwohl ich es gewöhnt bin, dass ich mich während des Lesens in den Erzähler hineinversetzen kann, fühle was er fühlt, ist das bei diesem Buch nicht der Fall. Ich hatte die ganze Zeit ein beklemmendes Gefühl während des Lesens, da man weiß, die Handlungen des Ich-Erzählers können nur falsch sein. Und letztendlich ist es auch das, was mich so fasziniert an diesem Buch.
Matt Haig schafft es durch seinen Schreibstil diese Grauzone, jemanden beschützen zu wollen, komplett auszureizen. Denn wie weit ist man bereit zu gehen, um einen geliebten Menschen zu schützen? Es geht um einen Vater, der akzeptieren muss, dass seine Tochter langsam beginnt eigenständig zu leben, ein Thema, dass sicher viele Eltern beschäftigt.
Ich mag es, wie Matt Haig mit Bildern, Namen und unterschwelligen Motiven spielt. So ist der Nachname des Protagonisten, Cave, sehr passend gewählt. Auch der Name der Tochter, der wohl eine zarte Blume beschreibt, als auch Terence Caves Job als Restaurateur, der alte Dinge wieder aufarbeitet, sind gut gewählt. Illusion und Realität werden durch Worte miteinander verwoben. Letztendlich geht es auch darum, wie man mit Verlusten umgeht, und was diese mit einem machen können.
Das Buch ist, anders als die Bücher von Matt Haig, kein gute Laune Buch, sondern hinterlässt einen eher nachdenklich und bedrückt. Es erschien in England jedoch auch schon 2008, also vor der „Mitternachtsbibliothek“ oder „Mach mal halblang“. Dennoch sind die von Haig bekannten psychologischen Aspekte immer wieder im Buch aufzufinden.

Der fürsorgliche Mr. Cave ist ein Roman der menschlichen Abgründe erforscht. Es ist sicher keine leichte gute Laune Lektüre, sondern ein schwerer, aber kurzer Roman, der einen durch das Thema und den Schreibstil fesselt, da man wissen will, wie weit Terence Cave noch geht. Wegen des bedrückenden Gefühls während des Lesens, gebe ich auch nur vier Sterne und weil, trotz des Mini-Twists gegen Ende, sich der Ausgang des Romans irgendwann abzeichnet.