Ausgerechnet Bananen...

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Brandaktuell im wörtlichen Sinn ist Bernhard Aichners neuer Krimi.
Erst letzte Woche fiel das Urteil gegen Mitglieder der albanischen Drogenmafia, die in Bananenkisten aus Südamerika Kokain schmuggelten, in die Lagerhäuser in Europa, in denen die Bananen nachreifen, einbrechen und die gekennzeichneten Kisten stehlen. Bei der Riesenmenge Bananen, die importiert werden, ist eine Kontrolle nur stichprobenweise möglich. Mehrere dieser gekennzeichneten Kisten wurden aber übersehen oder die Diebe wurden gestört, so dass sie in einzelne Supermärkte gelangten. Die braven Eigentümer meldeten den Fund und nach gezielter Beobachtung kam es zu einem großen Schlag gegen die Drogenkuriere.
Doch was passiert, wenn die Versuchung zu groß ist, wenn der Fund nicht gemeldet und das Kokain nicht abgeliefert wird ?
Bernhard Aichner spinnt hier die Geschichte fort als Grundlage für seinen hochspannenden Roman. Denn Rita Dalek arbeitet in einem Supermarkt, räumt Kisten aus und findet unter einer Lage Bananen 12.75 kg reinstes Kokain. Bis dahin führt Rita ein erbärmliches Leben, verliert früh ihre Eltern und ihre Zukunft, dann auch ihr geliebtes Kind. Ihr Mann wird Alkoholiker, sie braucht zwei Arbeitsstellen, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Der Anreiz ist zu groß, Rita tut das Unmögliche und nimmt das Kokain mit heim. Ihr Plan ist nun, es nicht zu verkaufen, an wen auch ? Nein, sie bietet es einem ihrer Arbeitgeber an, einem eitlen Unternehmer, für den Kokain zum Livestyle gehört, im Tausch gegen ein neues Leben, in dem er sie in die High Society einführt und ihr ein Doppelleben ermöglicht. Doch die Drogenmafia ist ihr auf der Spur, jedes Kilo Kokain ist einen Mord wert. Rita muss sich ihrem Chef anvertrauen, denn schon steht ein Albaner vor ihrer Tür... doch bald darauf ist Rita tot, verbrannt in ihrem Auto....
Bernhard Aichner schreibt schörkellos, fast stenografisch. typisch für ihn ist die direkte Rede, ohne die gewohnten Anführungszeichen und das stereotype "sagte er", " meinte er"... Jeder Dialog erfolgt nur in Spiegelstrichen, aneinandergereit, ohne Personen- und Stimmungsbeschreibung. Dadurch ergibt sich eine Distanz zu dem Geschehen, wie durch einen Spiegel beobachtet wird die Geschichte erzählt. Dazwischen eine Art Interview, wohl eines Ermittlers, der nach dem Tod Ritas die Ereignisse nachverfolgt und mit den beteiligten Personen oder Bekannten über sie spricht. Sehr intensiv rollt er das Leben Ritas in ihren letzten Tagen auf.
Ein Klasse Krimi, etwas anders, aber ein echter Aichner !