Klare Leseempfehlung für alle Genrefans aber auch für Neulinge!

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kianu Avatar

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Wisst ihr, für welche Person ich schon seit meiner Kindheit eine kleine Obsession entwickelt habe?
Um die Frage ohne kleine, gestreute Hinweise zu beantworten: Es ist Inspektor Columbo.
Ja genau, dieser kleine, ältere, immer Zigarre rauchende Fernseh-Polizist aus den USA.
Und warum? Weil ich die Herangehensweise von Columbo und der TV-Serie selbst schon immer faszinierend fand – man bekommt gleich von Anfang an den Mörder auf einem Silbertablett präsentiert, während der Inspektor vorerst noch völlig im Dunklen tappt.
Und genau dieses Prinzip wendet auch Bernhard Aichner in seinem neuesten Buch an.

Zugegeben, ganz so verschroben kommt der namenlose Ermittler in Der Fund jetzt nicht daher, dennoch treiben seine nervtötenden Fragen, die er den Verdächtigen stellt, sie schon ähnlich in den Wahnsinn.

Aber beginnen wir von vorne und erst einmal mit Rita Dalek, denn sie ist schließlich auch das eigentliche Herzstück des Thriller-Krimis.
Rita ist eine einfache, vom Schicksal gebeutelte Frau, die tagsüber an der Supermarktkasse sitzt oder Waren verräumt und nebenbei auch noch putzen geht, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren.
Rita ist wie du und ich – zumindest weitestgehend – und Rita ist tot.
Nach und nach erfahren wir, wer diese Frau überhaupt war, springen von den aktuellen Mordermittlungen in Ritas Vergangenheit und bekommen erste Einblicke, was eine Bananenkiste, Kokain, die Mafia, ihre Freundin Gerda und die High Society mit ihrem Ableben zu tun haben.
Und schon bald wird klar, dass hier nichts ist, wie es scheint.
Anfangs glaubt man sich in Sicherheit zu wiegen und denkt, dass alles in Der Fund nach einem bestimmten Schema F ablaufe, aber genau hier weiß Bernhard Aichner zu überraschen.
Sowohl der emotionale Aufbau und die Bindung, die man mit den Protagonisten eingeht, als auch die Unvorhersehbarkeit vom Ausgang der Geschichte, sind zwei der Dinge, die mir persönlich in diesem Genre noch nicht oft untergekommen sind. Der Fund lässt sich nicht wirklich in die gängige Thriller-Schublade stecken – dafür ist er zu gefühlsbetont, zu speziell konzipiert und vor allem zu clever. Er ist alles andere als gewöhnlich, obwohl er gerade am Anfang noch diesen Eindruck vermitteln möchte und ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass Bernhard Aichner hier ein kleiner Geniestreich gelungen ist.
Es ist ein Wechselbad der Gefühle aus dem man erst wieder aussteigen kann, wenn die letzte Seite gelesen ist und bisher das Beste Buch, das ich von diesem Autor gelesen habe.
Chapeau an diese außergewöhnliche Geschichte!