Überraschend, abgründig

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lunamonique Avatar

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In „Der Fund“ von Autor Bernhard Aichner gerät die Welt aufgrund einer hoffnungsvollen und riskanten Entscheidung völlig aus den Fugen.

Die 53jährige Supermarktverkäuferin Rita Dalek musste zwei schwere Schicksalsschläge verkraften. Die Liebe zu ihrem alkohol- und spielsüchtigen Ehemann ist längst erkaltet. Da bietet sich aufgrund eines schicksalhaften Fundes eine einzigartige Chance, ihr Leben für immer zu verändern.

Mit dem auch in der Realität möglichen Szenario und direkten Einstieg beginnt eine Geschichte, die sich so nicht erwarten lässt. Der Erzählstil ist ungewöhnlich. Ein Kriminalbeamter, der das Umfeld des Opfers durchleuchtet. Von an Anfang steht fest, was passieren wird. Aber wie ist es dazu gekommen? Die Ich-Person unterhält sich mit allen Beteiligten, die im Laufe des Geschehens mit dem Opfer zu tun hatten. Der besondere Fokus auf die Dialoge wirkt anfangs nicht sehr effektvoll gewählt, bis die Geschichte in Fahrt kommt. Immer mehr Puzzlestücke kommen durch die Gespräche ans Licht. Ein paralleler Handlungsstrang erzählt Ritas Tanz auf dem Vulkan und Talfahrt in die Hölle. Langeweile, Kontrolle, Täuschung, Lügen, und eine Frau, die die Chance ihres Lebens ergreift. Das Ausbrechen aus dem Alltag, der Traum vom Neuanfang entwickelt sich zu einer verhängnisvollen Suche nach dem Glück. Autor Bernhard Aichner schafft es, den Leser mit geschickten Winkelzügen und Abgründen zu überraschen. Nebenfiguren werden durch ihren Dialog-Part in Szene gesetzt. Ihre Charakterzüge werden so zum Teil erschreckend deutlich. Der Ermittler bedient sich unkonventioneller Methoden und wirft Fragen auf. Warum führt er die Gespräche im privaten Umfeld und spielt seine Möglichkeiten nicht aus? Irrwege und Spekulationen, ein Bild, das sich immer wieder ein Stück neu zusammensetzt. Gelungene Thriller-Unterhaltung bis zum Schluss.

Das Cover setzt den Titel mit wenigen Mitteln in Szene. Durch den schwarzen Hintergrund entsteht der Eindruck, in einen Abgrund zu schauen. Anziehungskraft hat der Autorenname. Überraschend wie der Inhalt ist der sonnengelbe Buchschnitt. „Der Fund“ erfüllt die hohen Erwartungen und hat ein filmreifes Szenario parat. Was passiert wenn man einer Versuchung nachgibt? Gut und Böse überschreiten Grenzen.