Bavaria 1988 in Tokyo

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bavaria123 Avatar

Von

Das Buch
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猫の客, 河出書房新社
Der Gast im Garten
Erschienen: 07.03.2015
Gebunden, 133 Seiten
ISBN: 978-3-458-17626-8
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Der Autor
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Takashi Hiraide, wurde 1950 in Japan geboren und arbeitete als Verlagslektor, bevor er sich dem Schreiben widmete. Er hat zahlreiche Gedichtbände und Essays veröffentlicht und unterrichtet an der Kunsthochschule Tama. Der Gast im Garten ist sein erster Roman.
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Der Inhalt
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laut Amazon / Buchcover
Ein junges Paar, erschöpft vom Lärmen der Großstadt, bezieht ein Gartenhaus außerhalb Tokyos. Als eines Tages ein kleines Kätzchen auftaucht, unterbricht es die beschauliche Stille des weitläufigen Gartens. Es dauert nicht lange, bis sie es dabei beobachten, wie es sich inmitten der Blumenbeete im Schatten der Bäume räkelt, mit Schmetterlingen und Libellen herumtollt und durch das Unterholz streift. Mehr und mehr öffnen sich die beiden dem unverhofften Gast, und bemerken dabei kaum, was die Katze tatsächlich für ihr Leben bedeutet – bis sie eines Tages verschwindet.
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Meine Meinung
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Als erstes muss ich mich bei dem Buch dem Äußeren zuwenden. Das Cover ist wirklich sehr schön und damit auch absolut gelungen. Eine sanfte Farbenwahl und ein Motiv, welches zu Einhundert Prozent den Inhalt des Buches trifft. Alle Daumen hoch dafür.
Und wenn ich nun schon bei den Zeichnungen von Quint Buchholz bin, dann muss ich gleich mal weiter sein Werk darlegen. Denn auch im Inneren des Buches gibt es so einige Werke von ihm anzusehen. Und es bleibt mir nur zu sagen, er hat da wirklich kleine Meisterwerke einfließen lassen. Sie passen sehr zum jeweiligen Kapitel und zum Buch im Allgemeinen. Am besten gefallen hat mir das Bild mit einer Libelle. Da ist wirklich ein schöner Moment mit Farben festgehalten worden.

Nun zum Buch. Aufgrund des Klappentextes und auch wegen der abgedruckten Bewertungen hatte ich mit einem wunderschönen poetischen Buch gerechnet und vielleicht haben die Bewertungen auf dem hinteren Buchcover auch meine Erwartungen beeinflusst.

Es ist eine Geschichte, die aus Sicht des Autors geschrieben wurde. Ich könnte mir auch vorstellen, dass es sich wirklich um eine Episode handelt, die er selbst erfahren hat. Denn die Geschichte spielt in einem Vorort von Tokyo, also dort, wo Takashi Hirade wirklich auch wohnt. Er ist ein bekennender Katzenfreund und hat auch eine besondere Affinität zum Baseballspiel. Das passt rundherum. Seine Protagonisten sind ein kinderloses berufstätiges Paar Mitte 30 in den 1988 er Jahren. Auch das würde zu seinem eigenen Steckbrief passen. Seine Frau Kawano Michiyo wird zwar namentlich nicht angesprochen, aber ihr realer Beruf als Korrektorin erwähnt. Es ist also durchaus ein sehr persönlicher Rückblick auf die Zeit von 1988 bis März 1990.

Sehr schön finde ich die Beschreibung des Gartenhauses, in dem das Paar lebt. Der Garten steht dem Leser praktisch vor den Augen. Das ist außerordentlich gelungen.
Für Katzenfreunde mag auch die Schilderungen des Anschleichens und täglichen Miteinander mit der Katze Chibi durchaus ansprechend sein. Allerdings fand ich an dem Leben und Wirken dieser Katze nichts Außergewöhnliches. Auch in meinem Garten streicht immer mal so ein Tier herum und verweilt auch durchaus einige Zeit.

Leider haben die Menschen, die von der Katze besucht worden sind, überhaupt nicht zueinander gefunden. Entweder haben sie weiter gleichförmig nebeneinander gelebt, wie der Autor und seine Frau, die sich in keinster Weise emotional aneinander annäherten sondern einfach nur ihre Gefühle jeder für sich auf die Katze projiziert haben, oder die Beteiligten kamen richtig in eher feindliche Begebenheiten, wie es sich mit den Nachbarn gestaltet hat. Das war dann eher Konkurrenz als ein harmonisches Miteinander.

Für mich ist die Geschichte einfach leicht und unspektakulär dahin geschlichen ohne Spuren zu hinterlassen. Die Katze war dann irgendwann weg und auch das Buch wird keinen Nachhall bei mir hinterlassen. Das Ende fand ich dann passend, da es mich nun wirklich abrupt und stagniert zurück gelassen hat.

Interessant war die Schilderung des Japanischen Leben im Allgemeinen und in der Zeit der 1980er Jahren im Besonderen. Sehr schön war der Anhang mit den Erklärungen all der verwendeten Begriffe und somit eine Einführung in das Wohnen in Japan und den Gewohnheiten dort.

Für Japan- und Katzenfans mag das Buch etwas durchaus Schönes sein. Ich habe mich an den Zeichnungen erfreut und darüber, ein wenig von der japanischen Kultur zu erfahren. Das Buch selbst finde ich weder poetisch noch besonders herausragend vom schriftlichen Teil. Ansprechend und wirklich anschauenswert sind dagegen die Bilder von Quint Buchholz.
Ich kann dem Buch nicht mehr als drei Sterne geben und eine Empfehlung für Katzenfans und Leser, die einfach mal ein wenig eine ruhige Geschichte lesen mögen.