Zauberhaft und entschleunigt

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ayasha Avatar

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Der Volksmund sagt, dass sich Katzen selber ihr Zuhause aussuchen. Und das scheint auch für japanische Katzen zu gelten… :-)

Ein Ehepaar, das sich keine Kinder und erst recht keine Katze gewünscht hatte, hat sich, um dem Grosstadtstress zu entfliehen, ein Garten- und Teehaus auf dem Land gemietet. Aber mit Chibi, der kleinen weissen Katze, die vom Nachbarsjungen aufgenommen wurde, haben die beiden nicht gerechnet. Dennoch gelingt es dem scheuen Tier sich den beiden anzunähern und ihr Leben mehr und mehr zu bereichern.

Es ist einfach zauberhaft, wie die kleine Katze sich auf leisen Sohlen ins Leben und vor allem in die Herzen der beiden Protagonisten schleicht – in ein Leben, das fernab vom Grossstadtlärm in diesem kleinen japanischen Ort „entschleunigt“ wirkt. Auch für den Leser hält der hektische Alltag für ein paar Momente den Atem an und er hält inne, um Chibi und ihren neuen Freunden beim Spiel zuzusschauen.

Der Schreibstil ist flüssig und schnörkellos. Takashi Hiraide erzählt in leisen aber intensiven Tönen von zarten Banden, die zwischen Mensch und Tier geknüpft werden. Auch wenn die menschlichen Protagonisten zu mir als Leser eine gewisse Distanz wahren und man recht wenig von ihnen erfährt, fühlt man mit ihnen als Chibi eines Tages nicht wie gewohnt zu ihnen kommt.

Der Schluss selber liess mich nicht ganz so zufrieden zurück und kam für meinen Geschmack etwas zu abrupt. Dennoch hat es dieses Büchlein mit seinen für einen Roman ungewöhnlich wenigen Seiten – 133 an der Zahl – geschafft, mich aus dem Alltag rauszureissen und mich unter dem Keyakibaum inmitten des Gartens verweilen zu lassen.

Die liebenswerten Ilustrationen von Quint Buchholz bringen diese kleine, aber feine Perle unter der Bücherflut erst recht zum Leuchten.

Für mich war es definitiv eine etwas andere Lektüre ausserhalb meines üblichen „Beuteschemas“ und ich bin dankbar, dass ich dieses „Bijou“, welches ich nicht nur Katzenfreunden empfehle, für mich entdeckt habe.