Skurrile Geschichte weitab der Realität

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Beim Klang des Titels habe ich zunächst an einen Krimi gedacht, was "Der gefrorene Rabbi" jedoch nicht mal ansatzweise ist. Der erste Eindruck ist vielmehr sehr skurril, wenn während des Essens über die Entdeckung des Rabbis in der Tiefkühltruhe gesprochen wird, als wäre es das normalste auf der Welt. Wo ich zuerst noch schmunzelnd dachte, dass das wohl einfach eine sehr skurrile Familie ist, schlug dieser Eindruck schnell darin um, dass mir die Handlungen der Figuren unrealistisch vorkamen, besonders die Gleichgültigkeit, mit der der vorher noch erschrockene Protagonist plötzlich achselzuckend die Tatsache akzeptiert, dass seine Eltern diesen Rabbi traditionsgemäß in der Familie weiterreichen. Als im dritten Kapitel dann der Rabbi zu allem Überfluss auch noch zum Leben erwacht, ist es mit dem Realitätsbezug endgültig vorbei.

Schwierig sind auch die jiddischen Begriffe im Kapitel über die Anfänge dieser Tradition, die häufig nicht weiter erläutert werden und das Lesen damit teilweise schwierig machen. Ebenfalls befremdlich ist die offenkundige sexuelle Fixiertheit des Protagonisten, die weniger witzig als vielmehr abstoßend und schlichtweg langweilig ist.

Alles in allem lässt sich aus der Leseprobe noch kein gesellschaftskritischer Ansatz erkennen. Auch kommt die Geschichte in den ersten Kapiteln noch nicht sonderlich witzig oder originell daher. Obwohl die Idee wirklich Potenzial hat, glaube ich nicht, das dieses im weiteren Verlauf des Buches wirklich ausgeschöpft wurde. Schade eigentlich.