Keine leichte Kost

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simonsays... Avatar

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Handlungsschwer, Überladen mit Personal, Eindrücken und Themen- so präsentiert sich  der neue Roman des amerikanischen Bestseller-Autors Steve Stern, Der gefrorene Rabbi. Ich hätte mir beim Lesen den Glossar gewünscht, den ja die Verkaufsexemplare wohl angehängt haben- vieles blieb unklar, fremd und mir war es zu aufwändig, alles Unverständliche nachzuschlagen. 

Die Handlung spielt sich auf zwei Zeitebenen ab, die Gegenwart in Memphis, USA und eine Vergangenheit, die verschiedene Stationen aufweist, Lodz, USA, Palästina, etc. Verbindende Elemente zwischen diesen Ebenen ist ein Rabbi, der während einer Meditation eingefroren worden war und nun in seiner Familie immer weiter gereicht wird sowie die familiären Beziehungen innerhalb des Karpinsky Clans. Thematischer Schwerpunkt bildet neben der Gesellschaftskritik am heutigen Amerika (hier vor allem die Identitätsverkümmerung und Kommerzialisierung mit ihren vielen negativen Folgen) vor allem die Entwurzelung des modernen - jüdischen- Menschen. An Bernie Karp wird überzeichnet und natürlich völlig überzogen eine Lösung vorgestellt- die Beschäftigung mit alten Traditionen und ihre Vereinigung mit einem Leben in der Moderne. 

Die Sprache und Darstellung der Handlung und Charaktere hat mir gut gefallen- so dicht, so vielschichtig, man könnte Bilder danach malen. Die Welt des Romans präsentiert sich skurril, absonderlich, es wird daneben nicht gespart mit den typischen Attributen, die mit jüdischer Geschichte assoziiert werden: Vertreibung, Wanderung, Leid, aber auch Geschäftssinn, stetiger Neubeginn und Familien- und Traditionsbewusstsein.

Kurzum: Der gefrorene Rabbi ist kein Buch, das man wie so viele moderne Verrichtungen mal so eben schnell schnell schnell oder zwischendurch lesen kann. Man braucht Zeit und Muße, sich diesem Roman zu widmen und möglicherweise ist genau das auch intendiert.