Leider kein Lesespaß

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rebekka Avatar

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Ein gefrorener Rabbi in der Tiefkühltruhe - das ist schon meschugge und ein umwerfender Ausgangspunkt für einen Roman. So könnte ein Krimi beginnen, ein Thriller mit einem Serienmörder oder ein Science fiction Roman. Steve Stern liefert nichts von alledem: Er nutzt diesen abstrusen Beginn für einen Streifzug durch ein Jahrhundert jüdischer Geschichte, gibt einen Einblick in jüdische Mystik und amerikanischen Materialismus, spart - wenigstens am Anfang - auch nicht mit Humor und präsentiert das Ganze mit jiddischen Einsprengseln, die für Authenzität sorgen. Ganz schön viel für einen Entwicklungsroman, aber leider immer noch zu wenig.

Was er vergessen hat, ist ein Spannungsbogen, der den Leser bei der Stange hält. Sicher ist Stern ein Meister des Worts, er komponiert wunderbare, teilweise witzige Sätze. Aber die langen Absätze, die nur erzählte Geschichte, der es an auflockernder wörtlicher Rede mangelt, ist auf die Dauer sehr mühsam zu lesen.  Die vielen unwahrscheinlichen Wendungen, die unlogischen Geschehnisse nimmt man noch gern hin. Aber nicht die auftretende Langeweile, etwa bei den ausgewalzten Beschreibungen von Bernies spiritueller Suche.

Überhaupt sind die geschichtlichen Rückblenden interessanter als der Teil, der im heutigen Amerika spielt. Da hatte man sich ein bißchen mehr Rabbi und weniger Bernie, etwas mehr Humor und weniger Mystik erhofft. Der absolute Spaßkiller aber ist der Schluß. Nachdem ich mich mühsam durch das Buch gekämpft hatte, erweckte es bei mir den Eindruck, Steve Stern habe keine Lust mehr gehabt und nur noch zum Ende kommen wollen.  Falls das so war, ging es ihm wie mir.

Leider wieder so ein Buch, dessen Leseprobe großes Interesse bei mir weckte das aber im Ganzen gesehen keinen Spaß zu lesen machte.