Naja …

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Findet man in der elterlichen Kühltruhe einen eingefrorenen Rabbi, wäre dieser Schreck sicher nicht leicht zu verdauen. Bei den Karps führt eine derartige Entdeckung lediglich zu einem kurzen Gespräch. Der Vater überreicht Bernie zur Erklärung ein Buch, in dem die Familiengeschichte verzeichnet ist. Zwischenzeitlich taut der Rabbi auf und gliedert sich fast mühelos in das heutige Leben ein. Eigentlich lebte dieser im 20. Jahrhundert.

 

Der Roman besteht aus zwei Handlungssträngen. Die Geschichte um den Jugendlichen Bernie spielt in Tennessee in der Gegenwart. Er hat ein für einen heutigen Teenager recht unspektakuläres Leben und jede Menge Wünsche, dieses zu verändern. Der andere Handlungsstrang ist im beginnenden 20. Jahrhundert angesiedelt. Von dort wird die jüdische Geschichte mit Vertreibung, Sitte und der Suche nach einer neuen Heimat anschaulich gemacht. Beide Stränge haben gemeinsam, dass nun der Rabbi dort sein Leben verbringt. Die sich dahinter verbergende Idee lässt auf einen skurrilen und originellen Lesespaß schließen. Leider verebbt dieser bereits nach wenigen Kapiteln. Streckenweise werden die Ausführungen sehr langatmig, in denen die jüdischen Satzeinschübe obendrein noch hemmen. Hervorzuheben war lediglich die geschichtliche Entwicklung des Judentums in den USA, nachdem so viele Menschen während der Pogrome aus Europa flüchten mussten. Diese Entwicklung weiß Steve Stern mit bildhaftem Erzählstil zu berichten. Da ein Buch nicht schlecht sein muss, weil es mir persönlich nicht gefällt, bekommt es eine mittelmäßige Bewertung. Die an jüdischer Geschichte interessierten Leser, die sich auch gerne mal auf skurille Handlungsverläufe einlassen, haben hier sicher ihren Spaß. Ich wurde von dem gefrorenen Rabbi nicht erleuchtet.