Einfach indisch

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Eine Kultur, die den meisten Europäern eher fremd ist, zieht den Leser von Anfang an in ihren Bann. Eine junge Frau scheidet aus ihrem Clan aus, nachdem ihr Mann tragisch verstorben ist. Zusammen mit ihrer kleinen Familie gehört sie einer Großfamilie an, die als Nomaden in den Wildnissen des Himalajas ihren Lebensunterhalt mit Schafzucht bestreitet - ähnlich wie viele andere Stämme in dieser Region. Diese Nomaden des Himalajas leben in kleinen Dörfern an den Hängen und hüten ihre überlieferten Traditionen und jahrhundertealten Riten. Gleichzeitig existiert eine moderne Welt voller Prunk, von der unsere Protagonistin Nimmi keinerlei Vorstellung hat. Nimmi kämpft unter extrem einfachen Bedingungen um das tägliche Überleben. In Jaipur wird ein monumentales Kino nach den neuesten Standards und mit prächtiger Opulenz errichtet. Doch die Erbauer dieses Gebäudes, ohnehin schon wohlhabende Familien, verwenden minderwertige Materialien, was bei der Eröffnung zu einer Katastrophe führt. Wie Nimmis Geliebter bei der Aufklärung dieser Tragödie mithilft, bildet einen bedeutenden Teil der Handlung. Ebenso wird die Entwicklung von Malik, einem Straßenkind, zum klugen jungen Mann unter der Obhut seiner Förderin Tante Boss, anschaulich dargestellt. Besonders fällt auf, wie einfühlsam Stimmungen und zwischenmenschliche Beziehungen geschildert werden. Dies erfordert viel Geschick und Liebe seitens des Autors. Mich hat ebenso beeindruckt, mit welcher Höflichkeit (ob aufrichtig oder nicht) die zwischenmenschlichen Verhältnisse in dieser Kultur gepflegt werden. Dennoch sind Intrigen, Heiratsvermittlungen und die untergeordnete Rolle der Frauen alltäglich. Indien in seiner Vielfalt ist zwar schwer zu begreifen, aber dennoch faszinierend. Was mir weniger gefiel, war die Erzählweise aus Sicht verschiedener Protagonisten. Hierbei hatte ich das Gefühl, dass der Roman etwas zu sehr fragmentiert wirkte. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dieser Roman wirklich uneingeschränkt empfehlenswert ist. Ich werde definitiv auch "Die Hennakünstlerin" lesen. Das Cover vermittelt Indien treffend mit einem Palast, Saris und historischer Atmosphäre - es passt daher hervorragend. Die Idee, im Anhang Rezepte beizufügen, fand ich interessant. Es wäre sicherlich amüsant, eines der Rezepte auszuprobieren.