Nicht alles Gold was glänzt

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Die Neueröffnung eines prunkvollen Kinos endet in einer Katastrophe. Der gerade erst errichtete Kinokomplex stürzt während der Eröffnungsvorstellung ein, es gibt Tote und Verletzte. Schnell wird ein Schuldiger festgelegt, der jedoch ganz unschuldig an dem Unglück ist. Daraus entspinnt sich ein Geflecht an üblen Machenschaften, Vertuschung und Gier. Lakshmi, Nimmi und Malik sind die Hauptakteure in der Geschichte. Malik lernt die junge Witwe Nimmi mit ihren 2 Kindern kennen und lieben. Des Berufs wegen, und auf Wunsch von Lakshmi, geht er jedoch nach Jaipur und entdeckt dort einige Unregelmäßigkeiten beim Bau des Kinos. Gleichzeitig kümmert Lakshmi sich in Shimla um Nimmi und gerät dabei in eine gefährliche Situation als Nimmi plötzlich vom hochriskanten Goldschmuggel ihres Bruders erfährt und nun selbst in Lebensgefahr schwebt.

Das 2. Buch der Autorin, Alko Joshi, spielt in Indien, diesmal Ende der 60er Jahre. Die Autorin zeichnet Bilder mit Worten und zaubert dadurch eine atmosphärische, märchenhaft anmutende Stimmung in ihre Geschichte. Die feinen Zwischentöne in der Kommunikation der Handelnden werden anhand wohlgewählter Worte, Gestik und Mimik für uns Lesende sichtbar. Armut, Reichtum, Kastensystem, Religion, Tratsch und Grausamkeit kennzeichnen die indische Gesellschaft. Und doch gibt es da die einzelnen, wie Nimmi, die durch Kraft, Mut und Kampfgeist ihr vorbestimmtes Schicksal nicht hinnehmen, sondern sich ihr Leben und ihre Rechte erkämpfen. Oft sind das eben die armen Frauen, die nicht nur für das (Über-)Leben für sich, sondern vor allem für ihre Kinder kämpfen. Wie traurig, dass man ihnen Lesen, Schreiben und Bildung vorenthält, denn wie viel weiter könnte die Welt sein, wenn man das Steuern und Entscheiden auch Frauen überließe. Dennoch gibt die Autorin auch den 'guten Männern', in den Figuren von Malik und Jay, angemessenen Raum. Malik war bereits als Kind im Vorgängerroman, die Hennakünstlerin, ein gewitzter Stratege und charmanter Lebenskünstler. Diese Rolle führt er nun in der Geschichte als intelligenter und mittlerweile auch gebildeter junger Mann, hervorragend weiter. Er ist wahrlich eine sehr sympathische Figur. Ebenso wie Lakshmi, die nach vielen schweren Jahren und durch ihr Wissen als Heilerin ihren Platz in der Ambulanz, zusammen mit ihrem Mann Jay, gefunden hat. Ich finde, dass die Charaktere der einzelnen Protagonist*innen sehr gut dargestellt sind. Ebenso ist die Geschichte schlüssig, spannend und vor allem hervorragend geschrieben.
Auch diesmal erhalten wir Lesende im Glossar Hilfe zum Wortschatz in Hindi. Die Autorin würzt am Ende ihre Geschichte mit einem indischen Rezept zum Nachkochen und einem Exkurs zur Liebe der Inder*innen zum Gold.

Mein Fazit: Wiederum ist es der Alka Joshi gelungen, uns Lesenden, ein Fenster in eine exotische Gesellschaft zu öffnen. Chapeau für diesen beeindruckenden Roman.