Gelungener Auftakt der Detroit-Krimi Reihe

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katicey Avatar

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August Snow war ein angesehener Polizist in Detroit, bis er gegen korrupte Teile des Staatsapparates und damit auch gegen einige Kollegen aussagte. Mit seiner millionenschweren Entschädigung reist er nach dem Prozess durch die Welt, kehrt aber bereits nach einem Jahr zurück nach Mexicantown. In dem vernachlässigten Stadtteil von Detroit verbrachte er seine Kindheit und renoviert nun dort heruntergekommene Häuser, um sie anschließend preiswert an Einwohner des Viertels zu vermieten.

Seine Rückkehr bleibt nicht unbemerkt und es wird offensichtlich, dass er sich unter seinen ehemaligen Kollegen mehr Feinde als Freunde gemacht hat. Doch nicht nur die Polizei zeigt Interesse an seiner Person, sondern auch Eleonore Paget, die unnahbare Erbin eines kleinen Privatbankimperiums. August hatte in seiner Zeit als Cop zum Selbstmord ihres Mannes ermittelt und nun bittet sie ihn um Hilfe wegen Unstimmigkeiten in ihrer Bank.

Snow lehnt es ab, für Paget zu ermitteln. Doch als sie kurze Zeit später tot aufgefunden wird und die Diagnose auf Selbstmord lautet, erwacht sein Spürinstinkt. Zur Seite stehen ihm dabei alte und neue Freunde, ein Hacker, sein ehemaliger Chef bei der Polizei und eine FBI-Agentin. Die Zusammenarbeit verläuft nicht zu jeder Zeit freiwillig und auch nicht immer zur Zufriedenheit und zum Wohl aller Beteiligten. Im Großen und Ganzen wird der Fall letztlich auch gelöst. Doch wie es sich für den Auftakt einer Reihe gehört, bleiben am Ende Fragen offen und neue Feinde werden definiert. Bleibt zu hoffen, dass der Tropen-Verlag zeitnah auch den zweiten und dritten Band herausgibt, denn ich fand das Buch durchaus lesenswert. Es war nicht so spannend, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte, aber spannend genug, um unbedingt wissen zu wollen, wie es weitergeht.

Die einzelnen Charaktere sind hervorragend ausgearbeit und fügen sich gut in die Story ein. Die Charakterisierung von August Snow bedient zwar einige Klischees für private Ermittler u. a. hinsichtlich Beziehungsstatus, Alkohol und seiner problematischen beruflichen Vergangenheit. Nichtsdestotrotz ist es dem Autor gelungen, einen facettenreichen Protagonisten zu erschaffen: Auf der einen Seite den harten Ex-Marine und Ex-Cop - strategisch, klug und unbeirrbar, bereit, für seine Überzeugungen und die ihm nahesstehenden Menschen bis aufs Äußerste zu gehen und auch vor Gewalt nicht zurückzuschrecken. Und dann ist da noch der großherzige Wohltäter Snow. Geleitet von seinem inneren moralischen Kompass, der maßgeblich durch seine Eltern geprägt wurde, hilft er seinen Mitmenschen zumeist uneigennützig und versucht, Vorurteile aufzulösen, Menschen zusammenzubringen und ihnen Perspektiven für Ihre Zukunft zu bieten.

Mit seinen afroamerikanisch-mexikanischen Wurzeln steht Snow aber auch für die Zerissenheit der Kulturen und Ethnien, von der Detroit – vermutlich stellvertretend für die gesamten USA - gezeichnet ist. So gibt der Autor diesem Thema in seinem Buch relativ viel Raum und übt recht offensichtlich Kritik an der amerikanischen Gesellschaft. Menschen mit heller Hautfarbe kommen dabei nicht unbedingt gut weg. Von dem einen oder anderen könnten die einzelnen Passagen deshalb vielleicht als übertrieben und überzeichnet wahrgenommen werden. Als Außenstehende ist es schwer zu beurteilen, wie stark der Rassenhass in Amerika oder auch anderswo ausgeprägt ist und wie er sich tatsächlich auf die Betroffenen auswirkt. Deshalb tue ich mich persönlich schwer damit, ein abschließendes Urteil darüber zu fällen, wie nah dieses Buch hier an der Realität ist. Fakt ist aber, dass die Hautfarbe bzw. ethnische Herkunft leider immer noch nicht egal ist und fast überall noch eine Rolle spielt…

Das ganze Buch wird von einem lebendigen Schreibstil mit Liebe zum Detail getragen. Die teils schnoddrigen, flapsigen Dialoge werden mit einer angenehmen Prise Humor und Sarkasmus gewürzt. Zwischen Spannung und Gewalt finden sich auch immer wieder die leisen zwischenmenschlichen Töne, sodass es nie wirklich langweilig wird. Die Handlung selbst ist in vielen Teilen glaubwürdig und vor allem wenig vorhersehbar.


Fazit: Sicher nicht der Krimi des Jahrhunderts aber durchaus lesenswert. Insofern freue ich mich auf weitere Teile der Reihe.